SELBST ÜBERSETZEN!

Ein Performance Lesebuch zum Aufführen

Laufzeit: 

11/09/2009 to 18/09/2009

Öffnungszeiten: 

Eröffnung: 11.9.2009, 19.00 Uhr
Finisage mit Workshopergebnissen: Donnerstag, 17.9.2009, 19.00 Uhr
Laufzeit: bis 18.9.2009
Workshop: 14. - 16.9.2009

Eröffnung: 

Friday, 11. September 2009 - 19:00
2009_selbstuebersetzen

Buchpräsentation, intermediale Installation und Workshop

Dieses Projekt beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Verhältnissen zwischen Text und Performance. Im Besonderen mit Texten, die vor einer Aufführung zu dem Zwecke verfasst werden von einer anderen Person als ihrer Autorin, ihrem Autor aufgeführt zu werden. 

Der zentrale Gedanke, der dieser Arbeit zugrunde liegt ist, dass Text eine Performance sein kann. Damit zusammenhängend habe ich die These aufgestellt, dass Text und Performance zueinander in ein gleichwertiges, in ein egalitäres Verhältnis treten können und dass eines ins andere Übersetzbar ist. Diesen Umstand nenne ich performative Übersetzung. Sie bezeichnet die Möglichkeiten der Übersetzung von Text in performative Akte bzw. Handlungen, Performances.

Es gibt Texte, die in sehr bestimmter Art und Weise eine Aufführung oder eine Handlung beschreiben, wie z.B. Handlungsanweisungen oder detaillierte Instruktionen. Es gibt aber auch Notationen für Performances, oft in Form von "Scores", die sich als offene oder modulare Systeme präsentieren. Während im ersteren Fall die blosse Aus- oder Durchführung eine starke Unterwerfung unter den Text erfordert, sind offen angelegte Scores oder Partituren nicht eigenständig genug, um dem Publikum als solche präsentiert zu werden. Erst die Interpretation der Performer_innen generiert die Performance dazu. Während die Aufgabe von Instruktionen tendenziell auf die Reproduzierbarkeit einer Handlung zielt oder Handlungsanweisungen oft in der Sphäre der Vorstellung angesiedelt sind, liegt die Funktion von Scores meist darin Auslöser (für etwas anderes) zu sein. 

Zwischen diesen beiden, eben skizzierten Prototypen von Texten gibt es in der Praxis unzählige Übergänge und Varianten, die sich nicht auf die eine oder die andere Logik reduzieren lassen. In diesem Spannungsfeld ist es mein Anliegen die Gleichwertigkeit und die damit verbundenen Übersetzungsmöglichkeiten zwischen Text und Performance zu denken. Das Konzept der performativen Übersetzung sucht die Autorschaft weder nur auf der einen, noch ausschliesslich auf der anderen Seite. Im Kontext der performativen Übersetzung trägt sowohl diejenige Person, die die Performance schreibt, als auch diejenige die sie aufführt die Verantwortung für die eigene künstlerische Arbeit, für das eigene Tun. Daraus ergibt sich eine geteilte Autorschaft. Diese basiert auf der Egalität zwischen Produktion und Rezeption und teilt die Verantwortung zwischen ihnen auf. Die performative Übersetzung stellt die Bedeutungsvielfalt der Texte, die konkrete Positionierung der Einzelnen zu ihnen, sowie mögliche Formen des "Widerstandes" gegen die Texte, aus. 

Das Buch ist ein Hybrid aus Künstlerbuch und Publikation. Es enthält eine Sammlung 30 schriftlicher Performances von Künstler_innen, Aktivist_innen und Choreograph_innen, die sowohl gelesen, als auch von jeder/jedem die/der möchte aufgeführt werden können. Das Buch situiert sich im Kontext von (künstlerischen) Praktiken und Arbeitsmethoden im Bereich der Performancekunst. Und es hängt mit einem Interesse an der Reflexion der in und um diesen Bereich verorteten Subjektivitäten zusammen.

"Ausgehend von der Idee, dass Text eine Performance sein kann, ist die These entstanden, dass die beiden in ein gleichwertiges, in ein egalitäres Verhältnis zueinander treten können und eines ins andere übersetzbar ist. Das 'Performance Lesebuch zum Aufführen' enthält eine Sammlung von schriftlichen Performances, die sowohl gelesen, als auch von jedem/jeder der/die möchte aufgeführt werden können." Lilo Nein