Coexistences
Video:
„Wir müssen offen bleiben für das, was wir nicht wissen, was wir nicht verstehen.“
[Justine Emard]
Inspiriert vom Shintoismus arbeitet Justine Emard seit 2016 mit japanischen WissenschaftlerInnen zusammen. Die dabei entstandenen Videoarbeiten Co(AI)xistence (2017), Soul Shift (2018) und Symbiotic Rituals (2019) signieren ein Werk, das zugleich technologisch, poetisch und visuell ist. Alter, ein vom Ishiguro Lab (Osaka University) und Ikegami Lab (Tokyo University) entwickelter androider Roboter, wird von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert und durch Kommunikation zum Leben erweckt. Ausgestattet mit unterschiedlichen Intelligenzen interagieren Mensch und Roboter durch Zeichen und Signale ihrer jeweiligen Ausdrucksformen, sowohl körperlich als auch verbal. Durch die gemeinsame Erfahrung versuchen sie, neue Perspektiven des Zusammenlebens in der Welt zu definieren.
Videoarbeiten von Justine Emard in der Ausstellung Coexistences:
Co(AI)xistence
2017, Video installation, 12’
(with Mirai Moriyama and Alter, programed by Ishiguro’s Lab, Osaka University and Takashi Ikegami, Tokyo’s university)
Co(AI)xistence schafft eine künstlerische Schnittstelle von digitalen Daten und menschlicher Bewegung. Justine Emard inszenierte eine Interaktion zwischen dem Schauspieler und Tänzer Mirai Moriyama und dem Roboter Alter, der durch eine KI animiert wird, die auf einem neuronalen System basiert, die vom Labor von Takashi Ikegami (Universität Tokio) programmiert und deren humanoide Inkarnation vom Labor von Hiroshi Ishiguro (Universität Osaka) geschaffen wurde.
Ausgestattet mit unterschiedlichen Intelligenzen führen der Mensch und der Roboter einen Dialog durch die Signale ihrer jeweiligen Ausdrucksformen, sowohl körperlich als auch verbal. Mit Hilfe eines Deep-Learning-Systems kann der Roboter aus der Begegnung mit dem Tänzer lernen, wobei dieser Prozess nicht anthropomorph ist, sondern im Wesentlichen durch Berechnungen entsteht.
Durch ihre gemeinsamen Erfahrungen versuchen der Mensch und der Humanoid Alter neue Perspektiven des Zusammenlebens in der Welt zu definieren.
Soul Shift
2018, Video, 6’
(with Alter and Alter 2, programed by Ishiguro’s Lab, Osaka University and Takashi Ikegami, Tokyo’s university)
Alter ist ein humanoider Roboter, der zu erwachen scheint, wenn mit ihm kommuniziert, wenn er aktiviert wird. Ausgestattet mit Sensoren, die sein neuronales Netzwerk über seine Umgebung informieren, ist er völlig autonom. Er erfindet seine Gesten, bedingt durch die Möglichkeiten seiner Gliedmaßen, die unseren Bewegungen ähnlich, aber nicht menschlich sind, da sie mit extremer Präzision von einer KI erzeugt werden.
Er – oder möglicherweise sie, da die Maschine geschlechtslos ist – scheint den inaktiven Roboter zu entdecken, von dem er das reale Double oder die zweite Version ist.
Die Erfahrung oder der "Geist" von Alter 1 wird auf Alter 2 übertragen, was an eine Form der Reinkarnation erinnert.
Von Angesicht zu Angesicht scheint der aktive Alter 2 vom Anblick des Alter 1 –
von der möglichen Begegnung mit einer früheren Version von sich selbst – fasziniert zu sein: er nähert sich dem Anderen in Anerkennung und Zuneigung.
Symbiotic Rituals
2019, Video, 3’40
(with Alter 2 and Alter 3 co-developed by Ikegami Lab, Tokyo University (Ikegami Takashi, Maruyama Norihiro, Masumori Atsushi, Doi Itsuki) and Ishiguro Lab, Osaka University (Ishiguro Hiroshi, Ogawa Kohei) Music: Keiichiro Shibuya / Co-production: mixi, inc. / Production Support: Miraikan – National Museum of Emerging Science and Innovation, ATAK, johnsmith, Hori Hikaru)
Justine Emard führt in Symbiotic Rituals die Idee der kollektiven Intelligenz in ihr Werk ein. Zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit wird das Labor zur Bühne für das Entstehen von Leben.
Die nächste Stufe der Interkommunikation bildet die Begegnung der nächsten (der dritten) Generation des Roboters Alter mit seinem Vorgänger Alter 2.
Dieser unvorhersehbare Moment der Interaktion, eingebettet in die Musik von Keiichiro Shibuya, die Klänge und Stimmen verschmelzen lässt, geschieht im Dunkeln, nur schwache Led-Lichter lassen Schatten an den Wänden entstehen.
Die Inszenierung erinnert uns an das platonische Höhlengleichnis und wirft die Frage auf, ob wir Bilder, Maschinen oder Wesen sehen?