So werden riesige Halden des Kupfer-Tagebaus oder die giftigen Teiche des Lithium-Abbaus hinterlassen, die manchmal ganze Städte unter sich begraben, in einem Ausmaß Flächen zerstören, die von Satelliten aus sichtbar sind und die die Landschaft für Jahrtausende prägen werden.
Für die Video- und Klanginstallation ATACAMA - SALAR : EVAPORATION 2.0 erforschte Anna Friz gemeinsam mit Rodrigo Ríos Zunino Kupfer-, Lithium- und Seltene-Erden-Minen im Salar de AtacamA, der Salzwüste in Atacama bei San Pedro und Calama im Norden von Chile.
Die gewonnenen Rohstoffe werden zur Herstellung von Akkus verwendet, die praktisch in allen mobilen Geräten von Smartphones, Computern, elektronischen Assistenten, etc. bis hin zu Elektroautos, E-Bikes, Scootern und v.a.m. eingebaut werden. Mittels intensiver Feldforschung in der Hochwüste untersucht das Projekt die Geschichte und das Ausmaß des massiven Abbaus und erkundet die dadurch entstandeneInfrastruktur der riesigen Wüste und der Berglandschaft. Die Arbeit befasst sich mit den bisherigen und zukünftigen Auswirkungen der industriellen Entwicklung und der damit einhergehenden enormen globalen Nachfrage nach Kupfer, Lithium und Seltenen Erden, die für die Anfertigung von Akkus moderner Technologien wie z.B. Smartphones benötigt werden.
Diese Miniaturtechnologien stehen mit ihren Mikrobauteilen im starken Kontrast zu den massiven Auswirkungen auf die Natur und die Lebensbedingungen in diesen Abbauzonen. So werden Überreste wie riesige Halden des Kupfertagebaus oder die giftigen Teiche des Lithiumabbaus hinterlassen, die manchmal ganze Städte unter sich begraben, und die in einem Ausmaß Flächen zerstören, dass sie von Satelliten aus sichtbar sind und die Landschaft für die kommenden Jahrtausende prägen werden.
Im Mittelpunkt dieser mehrkanaligen Video- und Klanginstallation stehen der Salar de Atacama, die Salzwüste in Atacama bei San Pedro und Calama. Vor Millionen von Jahren befand sich dort ein Meer, dessen Spuren noch immer in der Landschaft zu entdecken sind: von der Trübung der Salzformationen bis zur Sole, die zur Herstellung von Lithium gewonnen wird. Anna Friz und Rodrigo Ríos Zunino hinterfragen die Ausbeutung der Wüste, indem sie mit den, der Wüste zugeschriebenen, Phänomenen arbeiten, wie Fata Morgana, Wahrnehmungsverzerrungen und der langen Dauer bis zur geologischen Gegenwart. Langsame Kamerabewegungen über die felsige Salzwüste und die natürlichen Verdunstungsmuster, die sich im Laufe Jahre herausgebildet haben, stehen im Gegensatz zur surrealen Landschaft des Lithiumbergbaus, dessen gigantische Lithiumkarbonatberge mit Schnee verwechselt werden könnten.
Die extremen Trugbilder in der Mittagshitze und die intensiven ultravioletten Strahlen der Sonne, die das Auge irritieren und die Wahrnehmung verunsichern, werden mit Klängen kombiniert, die aus unbearbeiteten und bearbeiteten Tonaufnahmen vor Ort und elektromagnetischen Signalen menschlichen und nichtmenschlichen Ursprungs entstanden sind. Die Arbeit reflektiert über Landschaft, Infrastruktur und Umweltveränderungen und erforscht die Mikro- und Makroskalen menschlicher Intervention und Aktivität in relativ abgelegenen Gebieten, die den Raum zwischen Zersiedelung und Wildnis einnehmen.
Gerade in den wiederkehrenden Protesten der chilenischen Bevölkerung gegen die Machenschaften der chilenischen Regierung und der Konzerne, die das Land und die Umwelt verwüsten und gleichzeitig ein drastisches wirtschaftliches und soziales Ungleichgewicht erzeugt haben, können solche Abbaugebiete - von Saskia Sassen auch „Zonen der Extraktion“ genannt - wie die Atacama-Wüste kaum als neutrale Industriestandorte verstanden werden. Sie sind vielmehr Machtzentren, an denen die Kräfte des globalen Kapitals zum Vorteil einer globalen Elite sichtbar werden. Die technologisierten „smarten“ Städte der Zukunft werden zum peripheren Ausdruck dieser Macht, die auf der Plünderung der Wüste basiert.