Die Solo-Performance-Praxis in der elektronischen Musik ist traditionellerweise mit der Vorstellung eines Interpreten verbunden, der an einem Laptop arbeitet, während das Komponieren elektroakustischer Musik eine Tätigkeit ist, die unzählige Klangparadigmen bietet, wie z. B. den Einsatz von Verstärkung, die Veränderung der Klangfarbe eines akustischen Instruments, die Verwendung von Klangverräumlichung usw. Aber ist es möglich, eine Solo-Performance mit elektronischer Musik zu entwickeln, ohne dass der Laptop im Zentrum der Aufmerksamkeit steht? Ist es möglich, mit einer digitalen Welt zu interagieren, ohne einen Knopf zu drücken? Wie können wir eine klangliche Beziehung zwischen gewöhnlichen Gegenständen und digitalen Technologien herstellen? Kann ein elektronischer Musiker sowohl Performer als auch Instrumentalist sein?
impuls hat für Davide Gagliardi einen Call unter den impuls Akademieteilnehmer ausgeschrieben, der darauf abzielt, neues Solorepertoire für elektronische Musik mit einem starken performativen Profil zu entwickeln, das den elektronischen Musiker vom Laptop-Bildschirm wegführt, sich auf seine Bühnenpräsenz konzentriert, die Rolle der digitalen Medien in einer Musikaufführung reflektiert und Technologie als aktives und kreatives Element unserer täglichen Praxis betrachtet. Die ausgewählten Teilnehmer hatten sodann die Möglichkeit, noch vor Beginn der Akademie die Entwicklung neuer Stücke in Kollaboration mit Davide Gagliardi, Professor für Multimedia am Konservatorium von Mailand, Komponist, Interpret und Klangregisseur des Schallfeld Ensembles, zu starten, und dabei von seiner Expertise sowohl in performativer wie technischer Hinsicht zu profitieren, beispielsweise durch Hilfestellung bei der Software-Entwicklung und Diskussion zu Notationsmöglichkeiten, und nicht zuletzt durch die Aufführung durch ihn.