Beyond My Skin
Flavia Mazzanti ist Künstlerin, Architektin und Unternehmerin im Bereich von VR und digitalen Medien. In ihrer Arbeit erforscht sie künstlerisch-philosophische Konzepte zu Post-Anthropozentrismus, neuem Materialismus, Körper und Identität mit dem Interesse, alternative Perspektiven auf uns selbst und unsere Umwelt zu schaffen.
Mit Beyond My Skin entwickelte Mazzanti eine Installation und eine Performance die sich mit Identität und digitaler Inklusion (also mit dem Ziel allen Menschen den Zugang zu Technologie zu ermöglichen) auseinandersetzen. Ausgangspunkt für das Projekt ist das Verständnis der Künstlerin des Körpers als nicht statisches, sondern sich andauernd veränderndes Objekt. Basierend auf einem Konzept von Judith Butler begreift die Künstlerin den Körper also als ein Konstrukt, das aus Interaktion mit anderen Wesen performativ erst entsteht. Die soziale Konstruktion von „Gender“ wird weitergedacht und auf den menschlichen Körper hin angewandt. Wie die Künstlerin zu Beyond My Skin bemerkte: „Bewegung wird hier als Identität und Selbstausdruck gesehen, wodurch Empfindungen und Gefühle übertragen und ausgetauscht werden können. Das Verständnis von Körpern wird im Projekt in Bezug auf den Einsatz von Technologie und immersiven Medien kombiniert, um unterschiedliche Perspektiven und alternative Darstellungen von klassischen Avataren im digitalen Raum zu ermöglichen.“
Mit digitalen Werkzeugen, wie der Motion-Capture-Technologie (Unter Motion Capture, wörtlich Bewegungs-Erfassung versteht man ein Tracking-Verfahren zur Erfassung und Aufzeichnung von Bewegungen, so dass Computer diese wiedergeben, analysieren, weiterverarbeiten und zur Steuerung von Anwendungen nutzen können) wird das physische Erscheinungsbild des menschlichen Körpers aufgelöst und transformiert. In der Installation werden Bewegungen aufgezeichnet und in abstrakte, digitale Konfigurationen übersetzt.
Wie Mazzanti konstatierte: „Die Transformation betrifft nicht nur den physischen Aspekt des Körpers, sondern auch seine zeitliche und räumliche Veränderung. Aktionen, Bewegungen und Interaktionen überlagern sich über räumliche und zeitliche Grenzen hinweg mit dem Ziel, verschiedene Körper zu einem kollektiven hybriden Körper zu verschmelzen. Es entsteht eine neue hybride Umgebung, deren Schichten in der physischen Welt nicht wahrnehmbar wären.“
In der interaktiven Installation interagieren Besucher_Innen in Echtzeit mit abstrakten Formen und erfahren sich mit einer neuen Art der Selbstwahrnehmung, wie die Künstlerin bemerkte: „In diesem Zusammenhang spielt die Kombination von physischen und digitalen Umgebungen eine zentrale Rolle bei der Schaffung einer phygitalen Welt. Physisch und digital sind hier gleichermaßen wichtig und keines von beiden kann ohne das andere gesehen werden, beide ergänzen sich in unserer Wahrnehmung und Erfahrung. Dadurch entsteht eine Balance zwischen beiden Räumen und dem dritten hybriden Raum, den sie gemeinsam generieren.“
Zur Installation wird im Rahmen des musikprotokoll 2023 eine gleichnamige Performance der Künstlerin aufgeführt werden: In der Performance Beyond My Skin erkunden die Performerinnen die hybride Beziehung zwischen Körpern und ihrer digitalen Darstellung in Echtzeit und untersuchen etwas so Körperliches wie das Gefühl der “Berührung” und seine Bedeutung im Digitalen. Ist es möglich physisch auseinander zu sein, sich aber im Digitalen zu berühren? Und wie würde sich dies auf unsere physischen Körper auswirken?
Koproduktion:
Konzept und künstlerische Leitung: Flavia Mazzanti
Projektleitung: Design und Installation: Manuel Bonell
Sound: Brootworth
Technical Artist: Tobias Mayer
Programmierung: Catherine Joy Calupas, Michael Bonell
Realisiert mit Unterstützung der Stadt Wien Kultur und dem Startstipendium für Medienkunst des BMKÖS.