Watch Me
Die Medienkünstlerin Zhé Wang befasst sich in ihrer künstlerischen Praxis mit den Medien Fotografie, Video, Zeichnung und immersiven Audio- und Videoinstallationen. Die Künstlerin möchte mit ihren Werken bestimmte Räume entwickeln, um ein Nachdenken über gesellschaftspolitisch relevante Themen anzuregen. Dabei befasst sich Wang in erster Linie mit Themen wie Sprache und ihre politischen Implikationen, Überwachungskapitalismus und menschliche Emotionen. In einer ideologiekritischen Perspektive entwickeln die Installationen von Wang einen Blick auf die Welt durch die Linse einer ästhetischen Erfahrung. Dabei referenziert Wang auch auf philosophische Argumente der Phänomenologie: Zwischen Weltbetrachtung und der eigenen Person – denn wenn die Welt das ist, was wir wahrnehmen aber wir alle etwas anderes wahrnehmen, was ist dann die Welt?
In Watch Me entwickelte Wang eine Videoinstallation die sich mit dem Verhältnis von Beobachtenden und Beobachteten in Relation zu einem Bildschirm auseinandersetzt. So werden drei Ebenen des Sehens und Gesehen werden verhandelt. Zwischen Privatsphäre und Überwachung spielt die Künstlerin mit dem unbehaglichen Phänomen sich zugleich sicher aber doch überwacht zu fühlen und versucht jene Ebenen zu dechiffrieren, aufzulösen, ästhetisch greifbar werden zu lassen.
In der Installation wird zunächst über eine Videoprojektion die Silhouette einer Frau deutlich – durch VR-Brillen wird ein Video aus der Ich-Perspektive der Protagonistin greifbar (I Watch) – indem wir die Szenerie aus ihrer Perspektive erfahren können. Darauf folgt ein anderes Video bei welchem schnell klar wird das wir nun die Protagonistin wieder sehen in deren Haut wir zuvor noch steckten. In diesem Moment wird die für uns davor noch als unsere Perspektive wahrnehmbare Szene zu einer Art distanzierten Raum.
Eigentlich müssten aus jenen hohen Blickwinkeln die Kameras erkannt werden, mit denen die Frau unter der Dusche gefilmt wird – doch wir finden sie nicht.
Sind die Kameras schon zu klein um sie überhaupt entdecken zu können? Viel zu oft werden Videos in denen die Privatsphäre massiv verletzt wird unwissentlich gedreht und auf entsprechenden Plattformen im Netz verbreitet. Trotz Strafverfolgungen beispielsweise in Deutschland, wo das heimliche Filmen und Verbreiten von Videos eine Verletzung der Intimsphäre darstellt, gelangen derart produzierte Videos immer wieder in Umlauf.
Watch Me ist eine Videoinstallation, die sich mit dem Konzept der Überwachung und der Privatsphäre im Zeitalter von Big Data auseinandersetzt und die gegensätzliche Gefühle von Unbehagen und Sicherheit aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Da die persönliche Privatsphäre zu einer Ware wird, erforscht die Arbeit wie kulturelle Werte und nationale Sicherheit zu unterschiedlichen Graden der Überwachung in der Gesellschaft beitragen. Die Filminstallation zielt darauf ab die Emotionen der Besucher:innen zu wecken, indem sie die Erfahrungen des Beobachtens und des Beobachtet zu werden aus verschiedenen Blickwinkeln darstellt.