Künstlerisch hinterfragt wird Erinnerungskultur, die in dieser Zeit durch die Massenmedien eine gravierende Veränderung erfuhr. In Film und Fernsehen wird die Darstellung von Ereignissen personalisiert und so eine emotionale Anteilnahme provoziert, die sich sowohl auf individuelle als auch kollektive Erinnerungsprozesse auswirkt.
Das Fernsehen als Gedächtnismedium erzeugt einerseits persönliche Anteilnahme und schafft andererseits eine Distanz zum Geschehen. Mit der Beobachtung eines durch Medien vermittelten Ereignisses kommt es laut Niklas Luhmann zu einer Beobachtung zweiter Ordnung. sofa68 untersucht in diesem Zusammenhang, ob man auch von einer Erinnerung zweiter Ordnung sprechen kann. Im Fokus stehen dabei nicht die persönlichen Geschichten, sondern die durch das Fernsehen vermittelten Ereignisse und die Erinnerung an diese.
Abgesehen davon, dass die Massenmedien eine nicht-wirklichkeitstreue, kollektive Erinnerungskultur hervorbringen, sind sie weder objektive Vermittler von Wirklichkeit noch neutrale Speicher. Basierend auf einer intentionalen und symbolischen Konstruktion fertigen Institutionen sowie Organisationen ein kollektives Gedächtnis an, welches sich aufgrund der narrativen Struktur vom individuellen Erinnern abgrenzt. Die Geschichte wird auf eine Aussage reduziert, verallgemeinert und für zukünftige Generationen tradierbar gemacht.
Laut Harald Welzer haben gefühlte und reale Vergangenheiten weit reichende Folgen für die Begründung kultureller und sozialer Zugehörigkeiten und wirken sich auf die Verhandlung politischer Positionen aus.
„Wenn gegen den Mai 68 gesagt würde, das sei doch nur ein revolutionärer Karneval gewesen, dann beweise das nur, dass ein lebensfeindliches Denken nicht dulden kann, dass die Revolution ein Fest und die Auflehnung gegen Autoritäten schön sein kann“. [Peter Gente in „Adorno für Ruinenkinder“ von Heinz Bude]
Die Ausstellung sofa68 ist in 6 Stationen unterteilt: Im Wohnzimmer, Im Warteraum der Revolution, Am Massagetisch, Der Büchertisch, Die Projektion und Die Auslage.
Material: Ruhestörung von Hans Dieter Müller und Günther Hörmann (1967); Vietnam Herbst 1968 von Peter Scholl-Latour (1968); Rudi Dutschke „Das Problem der Revolution in Deutschland“, Reden, Streitgespräche und Interviews (1967-1973), CD Box „Das 60er Jahre Schlagerkarussell“; CD Box „The Spirit of 68“; diverse Youtube-Videos; Videos aus dem Internet-Archive.
Beim Symposium mit Unterhaltung am 7.12.2018 wird gekocht, gegessen und in entspannter Atmosphäre mit Gästen und ZeitzeugInnen über die emanzipatorischen Ansätze und Theorien der 1960er und deren etwaige Folgewirkungen diskutiert.
In Power Point Panic IV – 1968 am 11.12.2018 trifft der Historiker, Ausstellungsmacher und Designtheoretiker Karl Stocker auf Seppo Gründler als Klang- und Bilderwerfer.
Die Performance 1968 auf dem Sofa der Umherschweifenden Produzenten am 17.1.2019 thematisiert, was vom Mai 68 übrig blieb. Ausgangsmaterial sind Interviews mit ZeitzeugInnen in Österreich, Tschechien, England, Slowenien und Deutschland.