In der Anfangsphase des Internets bestand die Vernetzung in einer tatsächlich dezentral wachsenden
Infrastruktur, die das Zusammenarbeiten gleichzeitig brauchte, möglich machte und bedingte.
Dieser kollektive Charakter des Netzes prägte Kunst und Kultur dieses neu entstehenden virtuellen Raumes mit Verzweigungen in von Phantasie erzeugten und gleichberechtigt funktionierenden Welten. Das Grundkonzept war die Verschränkung unterschiedlicher Wissens- und Erfahrungsstränge mit dem Ziel, Einblicke in die Gegenwart zu gewinnen. Soft- und Hardware waren darauf ausgelegt, sowohl das Kollektive als auch das Individuelle koexistierend möglich zu machen. Mit den Entwicklungen rund um Web 2.0 ist (fast) ausschließlich die Individualisierung der NutzerInnen mit gleichzeitiger Monopolisierung der Infrastrukturen gefördert worden. Das Individualisierte ist also die Default-Einstellung (die „Norm“), während kollektive Formen zwar nach wie vor vorhanden und möglich sind, aber eher im Hintergrund existieren.
Die zwei Organisationen, Constant und esc medien kunst labor, die dieses Projekt initiiert haben, wurden zu einer Zeit gegründet, in der das semantische Web und das Web 2.0 noch gut gemeinte, teils auch utopische Ideen waren. Heute beschäftigen sich nicht nur technisch versierte AktivistInnen, sondern vor allem multinationale Unternehmen mit Open Source und freier Software.
Diese hat sich von der vielversprechenden Alternative zum digitalen Mainstream gewandelt. Wörter wie „offen“, „teilen“, „Zusammenarbeit“ finden sich heute im Inventar des Onlinebusiness. ITERATIONEN schlägt vor, den derzeitigen Gebrauch dieser Begriffe zu überdenken.
ITERATIONEN befasst sich mit den Prozessen und Motivationen, die KünstlerInnen dazu veranlassen, sich mit Modellen der Zusammenarbeit unter Verwendung von freien digitalen Werkzeugen zu beschäftigen.
Das Tech Orakel ist die erste in einer Reihe von ITERATIONEN. Nach der Umsetzung in Graz werden die nächsten Iterationen 2016 in Italien und in Brüssel durchgeführt.
TTO reflektiert das unverhältnismäßige Vertrauen, das wir heute in Dienste des WorldWideWeb legen. Denn es wirkt so, als würden wir im Web nicht nur nach praktischen Antworten auf Fragen suchen, sondern es nach Anleitungen für die nächsten Schritte in unserem Leben konsultieren.
Support: Jogi Hofmüller, Gerd Langer, Christian Pointner, Florian Stöffelmayr, Peter Venus
FH Joanneum, mur.at, Radio Helsinki