Babel
Er fällt, er fällt nicht, er fällt, er fällt nicht, ...
Der schwankende Turm Babel spielt mit der Lust am Schaffen und Zerstören.
Mit Bausteinen Türme zu bauen ist ein beliebtes Spiel. Der Ehrgeiz, sie immer höher, schöner und fragiler zu setzen, ist fast ebenso groß, wie der Reiz sie fallen zu sehen. Zwischen Möglichkeit und Zerstörung ist das Feld der Emotionen ambivalent, dies gilt auch für Strukturen jenseits des Spiels. Die babylonische Gesellschaftsstruktur und der Turm zu Babel als Symbol für Gesellschaften, die nach immer größeren Absatzmärkten, größerer politischer Einflussnahme, Kontrolle über Ressourcen und nicht zuletzt nach Kontrolle und Beeinflussung ihrer Mitglieder streben und so im übertragenen Sinn Baustein für Baustein übereinander stapeln. Auf die babylonische Politik bezieht sich auch der Kyros-Zylinder (538 v. Chr.), das erste schriftliche Menschenrechtsmanifest, in dem Kyros die Herrschaftsstrukturen von Nabonid kritisiert. Nach der Eroberung Babyloniens und des damit verbundenen Einsturzes des Turmes befreite Kyros die Sklaven und gewährte allen BewohnerInnen Babylons mehr Rechte.
AutorIn: Korinna Lindinger und Julia Rosenberger, aus dem Kollektiv maschen.