Über uns

“...es ist unsere ästhetische pflicht, das ernst zu nehmen, was versus ist, das was umgekehrt ist, das was von innen nach aussen gekehrt ist, und es mit vielfältigkeit und unberechenbarkeit zu verbinden. das ist jedoch nur möglich, wenn man eine grundposition einnimmt, die gespalten ist: die symbolische expression des lokalen und heterogene ereignisse im globalen netz ermöglichen, das netz zur stärkung lokaler ereignisse nutzen, aber gleichzeitig die option offenhalten, ohne es auskommen zu können...es ist die handlung und die bewegung an der grenze, die diese haltung möglich machen...” zitiert nach Siegfried Zielinski

Die zentrale Aufgabe des esc medien kunst labor ist die Produktion von Kunst. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der genauen Beobachtung und seismografischen Erfassung von künstlerischen Prozessen, die gesellschaftspolitische Entwicklungen (Informations- und Biotechnologien, sozioökonomische Systeme) und Neue Technologien (Hard- und Software) untersuchen und zum Inhalt haben. Die künstlerischen Aktivitäten des esc medien kunst labor  werden davon bestimmt, dass die Kunst als Teilsystem der gesellschaftlichen und sozialen Wirklichkeit begriffen wird; der medienspezifische Aspekt leitet sich von der Designation dieser Wirklichkeit durch „neue“ Kulturtechnologien [so genannte „neue Medien“] her.

 

esc medien kunst labor | Programmatik

Produktion und esclab

Das esc medien kunst labor hat nicht nur als Ort der kohärenten Produktion eine besondere Funktion, sondern unterscheidet sich auch durch die Art und Weise, wie diese Kunstproduktion ermöglicht wird. Diese aus dem Vernetzungsgedanken des esc medien kunst labor entwickelte spezifische Herangehensweise hat im esclab seinen Ausdruck gefunden:

Das esclab entstand aus Zusammentreffen von KünstlerInnen, WissenschafterInnen und TheoretikerInnen verschiedenster Disziplinen, die anfänglich nur zu reinem Gedankenaustausch stattfanden. Der Diskurs, der dabei stattfand, war jedoch so vielversprechend, dass das esc medien kunst labor im Lauf der Jahre daraus eine spezielle Form der Zusammenarbeit entwickelt hat, deren Ziel es ist, in dynamischen Austausch- und Schaffensprozessen direkten Einfluss auf die dabei entstehenden Arbeiten zu nehmen. Zu jedem Projekt findet im Vorfeld ein esclab statt. In dieser sechs bis zehn Monate dauernden Phase werden die am Projekt teilnehmenden Personen in das esc medien kunst labor eingeladen, um sich über mögliche Synergien, Rauminszenierungen, Zusammenarbeiten und dergleichen auszutauschen. In dieser Phase entsteht das eigentliche Projekt, das solcherart in jedem Stadium offen für gravierende Veränderungen in der Realisierung und Umsetzung bleibt. Das esc medien kunst labor orientiert sich programmatisch an den Konzepten und Bedürfnissen der KünstlerInnen und bietet ihnen so eine größtmögliche Entscheidungsfreiheit.

Der Intention des esc medien kunst labor entsprechend werden künstlerische Arbeiten nicht nur über einen kurzen Zeitraum vermittelt, sondern über längere Zeitperioden mitverfolgt. So werden Veränderungen und Entwicklungen zugänglich gemacht und finden realen Ausdruck dessen, was Friedrich Weltzien in seinem Beitrag zu Momente im Prozess. Zeitlichkeit im künstlerischen Schaffensprozess (2004) beschreibt: „[...] Kunst als eine Größe, die in einem Prozess von gewisser Dauer entsteht“.

Das esc medien kunst labor bietet österreichischen KünstlerInnen nicht nur die Möglichkeit, die Arbeiten internationaler KollegInnen in einer Ausstellung kennenzulernen, sondern fördert im Rahmen des esclab ganz gezielt die Zusammenarbeit österreichischer KünstlerInnen mit KünstlerInnen aus anderen Nationen wie etwa Australien, Kanada, Mexico, Chile, Südafrika, USA und aus dem gesamten europäischen Raum.

In seinen Produktionen und Entwicklungen präferiert das esc medien kunst labor das Neue, Unerprobte und Ungesicherte und trägt das Risiko mit.

 

So werden im esc medien kunst labor Themen aufbereitet, die erst zu einem späteren Zeitpunkt auch von einer größeren Öffentlichkeit, den Wissenschaften, Medien, Kunst- und Kulturinstitutionen aufgegriffen werden. Beispiele dazu gibt es viele: Gentechnik - “Lets make a Baby” 1998;  Patentierung von Wissen - “I-Biology” 1999;  Überwachung / Sicherheit - “Please Identify” 2002; Konstruktion von Geschichte und die Rolle der Medien in der Nachrichtengestaltung (u.a. Kriegsberichterstattung) - “Terminal Time” 2003; gentechnisch veränderte Lebensmittel - “Free Range Grain” 2004; Feminismus und Migration - „[prologue]“ 2005 bis 2008; Die Frage nach der Funktionalisierung von Kunst – „Kunst!“ 2008; Zeitwahrnehmung - „Time Inventors‘ Kabinet“ 2011; Kartografien und ihre Präsenz und Auswirkungen auf unseren Alltag durch Satelliten – „Unsichtbare Dinge“ 2012.

Auch zu Fragen alternativer Gesellschaftsformen und Lebenssysteme, Communitybildung, Tauschen und Teilen wurden immer wieder, und immer sehr früh Projekte lanciert: “1st International Pd~Convention” 2004,  „Opportunity vs. Choice“ 2006, „Eclectic Tech Carnival“ (Kooperationen mit Rumänien, Schweden, Türkei; Kontakte nach Ägypten und Indien) 2007, „Networked Cultures“ 2009 (vernetzte Projekte mit Schwerpunkt Europa), „acoustic field“ 2010 (österreichische Kooperationen), „I share, therefore I am.“ 2013.

Im esc medien kunst labor entstandene Produktionen waren und sind international erfolgreich. So reüssierte die 2003 entstandene internationale Video-Tanz-Mediaperformance LocoMovere von Takako Suzuki, Pilot le Hot und Hanna Groninger anschließend in Berlin, Paris und St. Petersburg. 2004 wurde auf Anregung des esc medien kunst labor in Graz die 1st International Pd~Convention veranstaltet; seitdem findet sie jährlich in Städten wie z.B. Montreal, Weimar, Sao Paulo statt. Von 2005 bis 2007 arbeiteten 137 KünstlerInnen  aus 35 Nationen (EU und Südosteuropa) an dem Projekt [prologue] in Graz, um neue feministische Positionen und Strategien in Kunst und Theorie in Ausstellungen, Symposien und Worklabs zu präsentieren und zu diskutieren. Dieses Projekt wurde in Berlin, Manchester, Rom, Istanbul und Skopje fortgesetzt. Seit 2009 ist das esc medien kunst labor zentral am Bau des ersten von KünstlerInnen mit TechnikerInnen entwickelten Satelliten beteiligt. 2013 hat die LAC (Linux Audio Conference) erstmals in Graz stattgefunden, im esc medien kunst labor wurden dazu Installationen präsentiert. Das Projekt MINISTRY OF HACKING des esc medien kunst labor hat internationales Interesse hervorgerufen: es folgte eine Einladung zur Beteiligung am internationalen CF:NM Netzwerk mit Homebase in Schottland und daraus resultierender Einladung zur Transmediale 2015; eine feministische Künstlerinnengruppe in Puebla, Mexico, arbeitet am nächsten TransHackFeminist Meeting und lud KünstlerInnen des MINISTRY sowie explizit das esc medien kunst labor zur Teilnahme nach Mexico im Sommer 2015 ein. Für 2015 sind weitere Kooperationen mit Belgien, Taiwan und Kanada in Vorbereitung.

Kooperation und Vernetzung

Das esc medien kunst labor bietet Raum und ist gleichzeitig Plattform für Versuchsanordnungen und Projekte. Es unterstützt diese durch infrastrukturellen und technischen Support ebenso wie durch kontinuierliche Auseinandersetzung und Debatte, und das schon zu einem Zeitpunkt, an dem die Ausrichtung und Dimension eines neu entstehenden Projektes noch nicht abschätzbar ist. So trägt das esc medien kunst labor zur öffentlichen Wahrnehmung und  Vermittlung der Relevanz des Themas/der Produktion bei. KünstlerInnen aktiv in ihren Produktionen zu unterstützen, ist die zentrale Rolle des Kunstvereines esc medien kunst labor und unterscheidet das esc medien kunst labor substantiell von anderen Veranstaltungs- und Repräsentationsräumen wie kommerziellen Galerien einerseits oder institutionellen Rahmen wie Museen oder Kunsthäusern andererseits.

Das esc medien kunst labor geht mit EinzelkünstlerInnen, KünstlerInnengruppen und Institutionen aus dem Umfeld der Kunst, Kultur und Bildung Kooperationen ein. Diese reichen vom Zurverfügungstellen von Raum und/oder Infrastruktur, über Reflexionsgespräche und Feedback zu Einreichungsunterlagen bis hin zur organisatorischen und inhaltlichen Begleitung von Projekten. Das esc medien kunst labor leistet so einen wichtigen Beitrag auch zur Realisierung von Kunstprojekten anderer Gruppen, Vereine und Institutionen.

Der elementare Vernetzungsgedanke des esc medien kunst labor findet auch im kontinuierlichen Austausch mit internationalen KünstlerInnenkollektiven, wie dem Critical Art Ensemble (USA), der VNS Matrix (AUS) oder dem TransHackFeminism (MEX), Netzwerken, etwa dem Systerserver (INT) und Anarchaserver (INT) und Festivals, u.a. Mutek (CAN), bodig (TUR), Hangar (ES) und Pixel (NOR) seinen Ausdruck.

Präsentation und Vermittlung

Parallel zum esclab, das neue Formen der Produktion von Kunst ermöglicht, wird die Entwicklung neuer Vermittlungsstrategien gefördert. Um der spezifischen Eigenart des projektorientierten Handelns Rechnung zu tragen, werden für verschiedene BesucherInnengruppen spezielle Formate angeboten:

Für KünstlerInnen gibt es zu jedem Projekt Workshops, die nur KünstlerInnen zugänglich sind und deren genauer Ablauf und Inhalt erst mit den ProjektteilnehmerInnen gemeinsam festgelegt wird. Das ermöglicht Erfahrungsaustausch auf unvermittelter Ebene.
 
Für Unterrichtende (Uni, FH, höhere bildende Schulen) und VermittlerInnen gestalten KünstlerInnen und/oder ProduzentInnen speziell auf das Projekt zugeschnittene Workshops.

Für SchülerInnen werden längerfristige Vermittlungsprogramme angeboten (wie zB. pART, bei dem zwei Klassen einer HLW je 1,5 Jahre lang das ganze Jahr in die Arbeit des esc medien kunst labor miteinbezogen wurden).

Ziel des allgemeinen Führungsprogrammes ist es, das Publikum von einer reinen Konsumation von Kunst zu einer aktiven Auseinandersetzung und Interaktion mit Projekten zu führen. Dies geschieht durch Lectures, Diskussionen mit den KünstlerInnen, als TeilnehmerInnen an einer Arbeit, als KritikerInnen von Projekten u.v.a.m.

Dokumentation und Theorie

Da medienkünstlerische Projekte meist ephemer angelegt sind und nach ihrer räumlichen und zeitlichen Realisation entweder gar nicht mehr oder nur in Fragmenten erleb- und nachvollziehbar bleiben, braucht es gerade in dieser Kunstsparte eine theoretische Begleitung, eine Dokumentation des gesamten Geschehens und eine Aufbereitung des Materials zu Archivzwecken. Um freien Zugriff darauf zu ermöglichen, muss dies als Webarchiv eingerichtet werden. Nur so ist ein langfristiger Zugang zu einem Projekt und dessen Rezension und Reflexion gewährleistet.

Projekte sollen während ihrer gesamten Dauer, von der ersten Idee bis zur Realisierung, von TheoretikerInnen begleitet werden, die sich auch aktiv in den Prozess der Realisierung einbringen.

Die Arbeiten der KünstlerInnen werden mit Film-, Foto- und Tonaufnahmen dokumentiert. Zusätzlich werden mit den projektbeteiligten KünstlerInnen Gespräche in Form von Interviews geführt, die als Videos auf der esc-website abrufbar sind.

Vorträge und Texte von WissenschafterInnen und TheoretikerInnen, sowie das Material des künstlerischen Diskurses werden on line zur Verfügung gestellt. Die Publikation in Broschürenform, als Schriftenreihe und/oder Katalog ist eine sinnvolle Ergänzung dieses Webarchivs.

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