esclab: Imperfect Reconstruction
- Worklab
Selbst wenn wir alle in Graz ansässig sind, rief die Art von "Mini-Residency" in der esc doch denselben Effekt hervor, den man sich von einer Residency erhofft, nämlich sich von andernfalls ablenkenden Elementen zu befreien und immer wieder an den selben Ort, denselben Gedanken oder dasselbe Gewirr von Gedanken zurückzukehren. Es macht einen großen Unterschied aus, den Raum durch die Besuche anderer Ausstellungen zu erleben oder ihn Stück für Stück in der täglichen Wiederkehr zu verstehen, sich darin einzuleben, die möglichen Perspektiven zu entwickeln und das Verständnis für die Dynamik um den Glaskasten herum. Anders als in der Aufbauphase vor der Ausstellung sind alle Dinge noch variable, können über den Haufen geworfen werden, fügen sich zusammen.
Für uns war es wichtig, bereits mit Prototypen der Aufbauten zu experimentieren. Zum einen der Struktur aus Gitternetzlinien, die in der Ausstellung eine Innen- und Außenhaut formen wird. Wie der Fertigungsprozeß vonstatten gehen kann, wie die Aufhängung im Raum erfolgen kann, wie die Videoprojektion und die Hintergrundbeleuchtung wirkt, wie flexibel wir beim Aufbau sein können mit der konkreten Formgebung. Zum anderen mit dem von dieser Haut umschlossenen Innenraum, der zuvor eher vage formuliert war. Während des Aufenthalts in der esc haben wir begonnen, diesen Raum als Komplement zum Außenraum zu verstehen und ihm, nach einigen abgebrochenen Versuchen, eine auf kubischen Elementen basierende, eigenständige Struktur gegeben. Erst mit einem Prototypen der Monitor-Elemente für den Innenraum konnte man wirklich verstehen, wie die spezifische Materialität des TFT in diesem Zusammenhang funktioniert und mit den verschiedenen digitalen Bilddaten reagiert.
Die ganze Zeit über kreisten unsere Gedanken um die Frage, wie wir mit der existierenden Raumkonfiguration umgehen sollten; den quadratischen Säulen, der großen Säule, den Kabeltrassen, den Fenstern mit den gesandeten Streifen, etc. "Imperfect Reconstruction" hat immer bedeutet, daß alle Dinge, die man einbringt, alle Element die man entwickelt, sich einfügen in sich kreuzende Reihen von vorherigen und noch folgenden Instanzen. So ist unter anderem auch Videomaterial entstanden, das einen zuvor entwickelten digitalen Bildprozeß auf das Bewegtbild transponiert, mit ganz eigenartigen Konsequenzen. Aus dem Verständnis des Innenteils der Installation heraus als einem mehrkanalig gebrochenen Raum entstand dann auch gleich eine Serie von Langzeitbelichtungen aus unterschiedlichen Perspektiven, die unbeabsichtigt auch die Frage nach den geschliffenen Fensterstreifen adressierte und, als Blick von innen nach außen, die rhythmische Struktur des Lichts und der Passanten verfolgte.
Dieser permanente Blick nach draußen half uns auch, besser zu verstehen, was mit der Ausstellung passiert, wenn sie am 16.12. in die "Hibernation" versetzt wird und nur noch durch die Schaufenster betrachtet werden kann. Die von einer vormaligen Aktion in der esc zurückgebliebenen Außenlautsprecher wurden auf acht erweitert und justiert, die Umgebung auf die Wirkung verschiedenen Klangmaterials getestet.
Im Rückblick ist klar, dass das esclab für uns sowohl ein Experimentierraum als auch ein Klärungsprozeß war, an dessen Ende viele vorläufigen Entscheidungen und Ideen stehen, die sich nur durch die Arbeit vor Ort haben ergeben können.