esclab: Nicht(s) tun
Laufzeit:
Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag
14.00 - 19.00 Uhr
und nach Vereinbarung
Labor, ein experimenteller Gegenvorschlag zur Arbeit. Das Nicht(s) Tun-Labor ist Teil einer andauernden Forschung des Systems Arbeit. Das Labor ist Kunstform und Forschungsfeld. Es erprobt in Theorie und Praxis das Nicht(s)-Tun als Gegenposition zum Begriff der Arbeit im Sinne einer nicht autonomen und gleichzeitig unreflektierten Tätigkeit.
Die Prozessfolge lautet: innehalten, beobachten, handeln. Mit dem Labor soll als künstlerisches Format experimentiert werden. Durch eine Auseinandersetzung mit literarischen und visuellen Beiträgen zum Thema, und deren Diskussion, sollen neue Ansätze zu einem Leben ohne Arbeit formuliert werden: „Arbeit als Selbstzweck kann keine Zukunft haben. Ein Leben ohne Arbeit für (m)ein Leben.“
In einer Reihe von Treffen und Exkursionen sowie einer abschließenden Präsentationsphase findet eine Auseinandersetzung mit dem Nicht(s)-Tun statt. Um den gewohnten Rhythmus zu durchbrechen, werden in verschiedenen Settings unterschiedliche Aspekt ins Zentrum gerückt: Zeit, Raum und die Materialität der Dinge. Verlangsamung und Achtsamkeit, eine konzentrierte Wahrnehmung sollen praktiziert und geeignete Orte gesucht werden. Diese besondere Erfahrung dient dazu, aus den alltäglichen Strukturen unserer Arbeitswelt und unseres Verhaltens als Konsumgesellschaft herauszutreten. Alles, was sich aus dieser Laborsituation an Überlegungen, Ideen, mehr oder weniger konkreten Projekten ergibt, wird in einer Präsentationsphase den Besucher*innen zugänglich gemacht.
Nicht(s)-Tun nicht, um Verantwortung zu vermeiden, sondern vielmehr um Eigenverantwortung neu zu definieren. Das Engagement angesichts der aktuellen globalen Situation hinsichtlich Umwelt, Politik und Soziales braucht eine Neukonstruktion. Ausgehend davon, dass der menschliche Zustand auf Regelkonformität basiert, ist es uns möglich, diese Regeln auch zu verändern. Was passiert, wenn innegehalten und jegliche Aktivität gestoppt wird?
Konzept: Christina Schultz (entwickelt mit Mar Merino)
In Graz Zusammenarbeit mit Nayari Castillo, Heidrun Primas, und 4 weiteren Künstler*innen, die während des ersten esclabs ausgewählt werden.
An den einzelnen Labortagen befassen wir uns mit den folgenden Begriffen: Innehalten, Beobachten und Erschaffen. Davon ausgehend werden folgende Bereiche verhandelt:
-
Gedankenaustausch der Teilnehmer*innen über ihre Aktivitäten und Auseinandersetzung einer Idee des Nichts(s)-Tun.
-
Arbeit, Konsum und Geschäftigkeit werden dem Potential des Nicht(s)-Tun entgegengesetzt um Raum (oder Leere) zu schaffen, etwas Neues entstehen lassen zu können.
-
Die Möglichkeiten des Innehaltens und Stillstehens sollen erforscht werden, indem wir sich alle Teilnehmer*innen dem philosophischen und soziologischen Ansatz von Paul Lafargue, Bob Black, Hannah Arendt und Martin Heidegger annähern.
-
Sich mit Werken von Künstler*innen wie Natsume Soseki, John Cage, Carole Douillard, Luz Broto und Lee Lozano etc. auseinandersetzen.
-
Künstlerisches Arbeiten zu Nicht(s) Tun mit verschiedenen Medien und Formaten, je nach Präferenz der Teilnehmer*innen.
In zwei esclabs (Mai/Juni und September) entwickelt Christina Schultz gemeinsam mit den Grazer Teilnehmer*innen das Projekt.
esclab Programm:
I. Das Konzept des Nicht(s)-Tun
In der ersten Einheit sollen kollektiv Auszüge aus theoretischen Texten aus den Bereichen Soziologie, Politologie und Philosophie von Paul Lafargue, Bob Black, Hannah Arendt und Martin Heidegger gelesen und diskutiert werden, und eine Auseinandersetzung mit künstlerischen Werken wie dem russischen Kultfilm A few days from the life of Oblomov, nach einem Roman von Iván Goncharov stattfinden.
II. Exkursion I: Das Konzept der Zeit
In der zweiten Einheit Besuch einer Ausstellung/eines Museums. Diskussion über das Phänomen Zeit und dessen konstituierenden Charakter. Was bedeuten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in diesem Kontext?
III. Die Kunst und das Nicht(s)-Tun
In der darauf folgenden, dritten Einheit soll unterschiedliches Material verschiedener Genres im Bereich der Künste rund um die Idee des Nicht(s)-Tun gesichtet werden. Werke von Künstler*innen wie Luz Broto, John Cage, Carole Douillard, Tehchien Hsieh, Lee Lozano, Gustav Metzger, Max Richter, Eugène Sartory und Mladen Stilinovic werden genauer betrachtet. Der Fokus richtet sich auf Automatisierung und Robotik, Stille und Bewegungslosigkeit, die Leere und der Begriff Wuwei sowie die Technik des Zazen, Subversion und Widerstand, als auch die Nicht-Aktion.
IV: Das Konzept des Spiels: Umsetzung des Nicht(s)-Tun in die Praxis
Auf performative, visuelle, literarische, sonore, meditative, theoretische u.ä. Weise sollen Handlungsschemata spielerisch aufgebrochen und Gewohnheiten durch Irritationen konterkariert werden.
V: Exkursion II: Praxis des Innehaltens und Beobachtens
Ein Innehalten im Freien soll erprobt, mittels „SLEEP“ von Max Richter möchte ein Stillsein und Beobachten erkundet werden.
VI: Resümee und Austausch
Konstruktive Kritik hinsichtlich des durchgeführten Projekts.
Abschluss: Präsentation der Projekte und Eröffnung der Ausstellung