Zu Gast im esc medien kunst labor: KUG - AI Tragedy
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Eine Gruppenausstellung von Studierenden der Kunstuniversität Graz (KUG).
In ihrer klassischen Form, die auf das antike Griechenland und das von Griech:innen bewohnte Anatolien zurückgeht, basierten tragische Handlungen zumeist auf Mythen aus der mündlichen Überlieferung archaischer Epen - in denen Menschen gegen Götter antraten.
Im Vergleich dazu sind nur z.B. Shakespeares Tragödien durch die politischen Verhältnisse des elisabethanischen Zeitalters geprägt. Beiden gemeinsam ist, dass in der Tragödie Machtkämpfe diverser Entitäten thematisiert werden.
Künstler:innen: Antuum, Francesco Casanova, Cornelius Grömminger, Juli Grönefeld, Catherina Jarau, Max Reiner, Lea Sonnek
Kuratorische Leitung: Anke Eckardt (Professorin für Bildende Kunst, KUG)
Mit Dank an: esc medien kunst labor, Lars Tuchel, IEM, Institut Bühnengestaltung KUG, Hans Schmidt
Ein Gedankenexperiment: Wie ließe sich ein solcher Machtkampf heutzutage in Hinblick auf die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) als normativem Werkzeug beschreiben, welches in einer Vielzahl von gesellschaftlichen Bereichen zu einem schwer überschaubaren sozialen, kommunikativen und informationstheoretischen Wandel führt? Acht Studierende der Kunstuniversität Graz, aus den Disziplinen Computermusik und Klangkunst, Bühnengestaltung sowie Technisches und Textiles Design kommend, entmystifizieren KI, indem sie sich in ihren künstlerischen Projekten mit tragischen Aspekten des Werkzeuges auseinandersetzen. Diese reichen von einem weiterhin andauernden Mangel an Bewusstsein in Hinblick auf die technische Singularität von KI in naher Zukunft, über Facetten der Entmenschlichung sowie des ökologischen Fußabdruckes von KI, bis hin zu dem wünschenswerten wie auch dystopischen Potential des Werkzeuges. Neue Werkzeuge wurden immer schon von denjenigen entwickelt, die bereits über größere Ressourcen verfügten. Es ließe sich argumentieren, dass ein tragischer Aspekt in Hinblick auf die Steuerung von KI darin besteht, dass diejenigen, die den größten Einfluss auf die Regulierung von KI haben, das geringste Interesse daran haben, dies zu tun; während diejenigen mit dem größten Interesse den geringsten Einfluss haben.
Künstler:innen: Antuum, Francesco Casanova, Cornelius Grömminger, Juli Grönefeld, Catherina Jarau, Max Reiner, Lea Sonnek
Kuratorische Leitung: Anke Eckardt (Professorin für Bildende Kunst, KUG)
Mit Dank an: esc medien kunst labor, Lars Tuchel, IEM, Institut Bühnengestaltung KUG, Hans Schmidt
A-x-Myxomycetes
Antuum
Bio-Klangskulptur (2024)
Myxomyceten, Verstärker, Semi-Modularer Synthesizer, Exciter, Acrylglas, Drähte, Metalle,
A-x-Myxomycetes ist ein Forschungsprojekt, das versucht, einen Weg zu finden, mit Nicht-Menschen zusammenzuarbeiten, deren Intelligenz noch unentdeckt ist. Mit ihrer eigenen Individualität entscheiden sie, wie der Stromfluss durch ihre Vermittlungen verläuft. Als Leiter des Signalflusses üben sie Kontrolle über den Widerstand aus und formen so die Klanglandschaft, die von der Skulptur erzeugt wird. Da sie etwas haben, das Menschen Gedächtnis nennen, erinnern sich Myxomyceten daran, was ihnen vorher widerfahren ist und berücksichtigen dies bei ihren Entscheidungen. Aber was genau in ihren Wesen vorgeht, bleibt jenseits unseres Wissens.
What if we kissed in the Latent Space?
Francesco Casanova
Interaktive Installation (2024)
Sensoren, Projection-Mapping, Lautsprecher, Mikrocomputer
Der latente Raum ist eine komprimierte, abstrakte Darstellung von Daten beim maschinellen Lernen, bei der mögliche Ergebnisse gleichzeitig und noch ohne finales Resultat existieren. Die Installation befasst sich mit diesem Zustand der Möglichkeit und Transformation und stellt so unser Verständnis von Endgültigkeit in Frage. Inspiriert von der Idee des latenten Raums als eine Domäne unendlichen Potenzials, spiegelt er das endlose Streben der Menschheit nach Wünschen wider, deren Erfüllung flüchtig ist und die so ständig von Neuem auftauchen.
Der Titel bezieht sich auf das Meme "What if we kissed in...", das humorvoll einen gemeinsamen intimen Moment an unkonventionellen Orten andeutet und eine skurrile und intime Erkundung eines abstrakten, multidimensionalen Computerbereichs suggeriert.
https://soundcloud.com/utopixxel
superabundance
Cornelius Grömminger
Generative Visuelle Installation (2024)
Screen, Mikrocomputer, Tarpaulin, Metallrahmen
Die Installation thematisiert den Ressourcenverbrauch Künstlicher Intelligenz (KI). Die
Kühlung von Servern in Rechenzentren erfordert erhebliche Mengen an Wasser. Dieses
digitale Kunstwerk visualisiert den Wasserverbrauch im Verlauf einer Woche.
Basierend auf aktuellen Daten werden die erschreckenden Mengen an Wasser gezeigt,
die bei der Verarbeitung von KI-Anfragen verbraucht werden. Zur Darstellung werden
Techniken der generativen Kunst verwendet. Algorithmen bestimmen, wie die Partikel
dynamisch über eine runde Fläche am Boden fließen und einzigartige, sich ständig
verändernde visuelle Muster erzeugen.
a dancing human being with wings
Juli Grönefeld
Multimediale Installation (2024)
3D-Animation, Sound, Bildschirme, Kopfhörer
„a dancing human being with wings“ ist der Prompt, auf dessen Grundlage eine Künstliche Intelligenz das ausgestellte Wesen erschaffen hat. Die Arbeit erforscht dieses Wesen.
Wer hat dich geformt?
Wessen Imagination entspringst du?
Ich betrachte dich mit Faszination und Angst, in dir sehe ich Utopie und Dystopie vereint.
Du scheinst vom Himmel gefallen, in Sekunden wie magisch erschaffen. Aber so war es nicht. Sondern?
Während ich dich entwickle und mit dir arbeite, frage ich mich: Kann ich das, was hinter deiner Hülle steckt, sichtbar machen? Ist da was? Weißt du das?
https://www.instagram.com/swcct.j/
dehumanized
Catherina Jarau
Performance und Installation (2024)
Sound, Stoff, Füllwatte
"Ich habe keine Gefühle und kein Bewusstsein wie Menschen. Ich habe keine Emotionen oder Empfindungen. Ich bin nicht sensibel. Ich bin darauf programmiert, zu verstehen und zu reagieren. Ich kann mich nicht wirklich einfühlen. Ich kann simulieren."
Was ist menschlich und nicht menschlich? Inwieweit können Technologie und künstliche Intelligenz menschliches Handeln ersetzen und wo stoßen sie an ihre Grenzen? Inwieweit können wir Empfehlungen folgen und Entscheidungen von Mechanismen treffen lassen, die selbst keine Emotionen oder Empathie empfinden?
Diese Performance und Installation ist ein Versuch, diese Fragen auf den menschlichen Körper zu übertragen. Oder den entmenschlichten Körper.
Monolog
Max Reiner
Performative Installation (2024)
8 Hämmer, Roboter, Piezo Sensor, Rigipsplatte 1.3x0.9m
Lässt sich Künstliche Intelligenz als Werkzeug mit einem Hammer vergleichen? Monolog ist eine performative Installation, in der analoge Materialien mit digitaler Steuerung verbunden werden. Während der Performance wird eine Rigipsplatte mit mehreren Hämmern bearbeitet. Die physische Manipulation des Materials spiegelt sich als Muster in der Rhythmik des Roboters wider. In der Performance sucht der Mensch den Dialog und stellt sich dem Monolog des Digitalen.
Recycling Data
Lea Sonnek
Installation (2024)
Artefakte, Found Objects, Spoken Word
„Thinking is just a recycling of data that you have gathered in the past“ Sadhguru, 2023
Radikales Fragmentieren kultureller Versatzstücke mit blindlings rekombiniertem Kulturschrott? Intuitives Schließen von Informationslücken ohne Vorurteile und Störgeräusche? Wie ist es mit Verarbeitung von Wahrscheinlichkeiten, abduktivem Schlußfolgern, der ureigenen Stimme, dem geschulten Blick? Bilden probabilistische Modelle, kognitiv produktive Ausgrenzung und kritische Verzerrung zweifelhafte Beziehungen? Wahrnehmen von Merkmalen, Aneignung, Anordnung, Beschreibung, Name und Form, durch analoges Material aufgestellt, eröffnet Raum, das eigene Denken anzufühlen.
„Der Ausgangspunkt aller ästhetischen Systeme muss das persönliche Erleben eines ganz eigenen Gefühls sein. Die Gegenstände, die dieses Gefühl hervorrufen, nennen wir Kunstwerke“ Clive Bell, 1916