Mutiertes L-System

Eröffnung: 

Samstag, 27. September 2025 - 17:00

Laufzeit: 

18/09/2025 bis 14/11/2025

Termine: 

esc medien kunst labor mutiertes-lsystem-2

Mutiertes L-System ist der physikalisch gewachsene L-System-Algorithmus. Ausgehend von einer Software-Ursprung als L-System-Regel migriert er in die physikalische Welt. Durch Mutation und Entwicklung situativer architektonischer Strukturen passt er sich an seine neue räumliche Umgebung an.

Der Biologe Aristid Lindenmayer entwarf L-Systeme 1968 zur Modellierung des Verhaltens von Pflanzenzellen. Später überarbeitete Lindenmayer die L-Systeme zur Modellierung ganzer Pflanzenorganismen.

L-Systeme werden einerseits zur Erforschung von „Prinzipien, die scheinbar unterschiedliche Phänomene vereinen“ (https://algorithmicbotany.org) verwendet. (Diese explizite Agenda, die Vielfalt der Wachstumsprozesse von Pflanzen zu vereinheitlichen, zeigt, wie L-Systeme von Natur aus reduktionistisch sind.) Andererseits sind L-Systeme ein wichtiges Werkzeug in der Praxis des kreativen Codierens, um Bilder von Pflanzen in einem oft naturalistischen Ansatz zu synthetisieren. Sie bieten eine wichtige Schnittstelle, um als „natürlich“ bezeichnete Phänomene in den Bereich des „Künstlichen“ zu überführen. In der Creative-Coding-Community haben L-Systeme daher große Popularität erlangt. Und als eine der gängigsten Praktiken in der Biologie und Medieninformatik zur Modellierung von Pflanzen, die in Simulationen, Computerspielen und CGI-gesteuerten Filmen angewendet wird, haben L-Systeme darüber hinaus einen starken Einfluss darauf, wie Pflanzen in den Medien dargestellt werden, und damit auch darauf, wie wir sie

Mutiertes L-System rekurriert subversiv auf diese Formalisierungsprozesse, indem sie sie umkehrt und verdinglicht.

Das Substrat der kinetischen Skulptur besteht aus einem Kohlenstoffgerüst und Kunststoffgelenken, die nach dieser L-systematischen Regel angeordnet sind, die vorschreibt, wie jeder Ast zwei neue Äste bilden soll, die um zwei Achsen gedreht und um 89,8 Grad gebogen sind:

F’ ⟼ “Fx[-z-xFx][+z+xFx]”

Nach dieser Regel breitet sich das L-System aus und bildet zusätzlich spontane Stützstrukturen. Diese Stützstrukturen widersprechen den Regeln, auf denen sie basieren, sind jedoch notwendig, um das physikalische L-System so stabil wie möglich zu machen.

Muskelkabel werden von Gelenk zu Gelenk geklemmt, um der Skulptur ihre Bewegungsfähigkeit zu verleihen. Diese Muskelkabel reagieren mit Kontraktion auf Wärme, die durch Transistorkarten mit etwa 12 Volt induziert und über einen Mikrocontroller gesteuert wird.