80/30 Eine on air – on line – on site Hommage für Heidi Grundmann
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Zu Ehren des 80zigsten Geburtstags der Ö1 Kunstradio Gründerin Heidi Grundmann wird ganz im Sinne des on air – on line – on site Konzeptes, also im Radio, im Netz und vor Ort gefeiert. Letztes Jahr beging die von ihr gegründete Sendereihe ihr 30 jähriges Jubiläum.
Die Kritikerin, Kuratorin und Journalistin Heidi Grundmann hat gemeinsam mit ihrem 2015 verstorben Mann dem Bildenden Künstler Robert Adrian zahlreiche innovative vernetzte Kunstprojekte entwickelt und realisiert. Für viele Künstler und Künstlerinnen aus Österreich sowie aus aller Welt waren und sind diese Projekte prägend für ihren Umgang mit Medien und Kunst.
Heidi Grundmann arbeitete ab 1963 im ORF, zuerst als Sprecherin, zwischenzeitlich beim deutschen Dienst der BBC in London und ab 1972 bei Österreich 1 als Kulturredakteurin. 1976 gründete sie die Sendung „Kunst heute“, die über internationale Bildende Kunst berichtete und die Rubrik „Kunst zum Hören“ enthielt. 1987 initiierte sie die Ö1 Sendereihe Kunstradio – Radiokunst, die sie bis Herbst 1998 leitete. Seit der Gründung der Sendereihe wird Künstlern und Künstlerinnen aller Sparten das Medium Radio und seine Erweiterung(en) als Ort für ihre Kunst und deren technische Realisierung zur Verfügung gestellt. Offen, gut informiert und immer bereit, ein Stück weit die scheinbaren Grenzen der öffentlich-rechtlichen Anstalt ORF und des Mediums Radio in andere Räume und Medien zu erweitern, das zeichnete Heidi Grundmann als Radiomacherin und Radiokunstproduzentin aus. Nicht immer ließen sich die ungewöhnlichen Ideen einfach umsetzen. In den meisten Fällen gelang es ihr mit Durchhaltevermögen, teils außergewöhnlichen Allianzen und uneingeschränktem Glauben an die Konzepte, an die Künstler und Künstlerinnen das Unmöglich möglich zu machen. Und so wurden in den weltumspannenden Radiokunstprojekten wie 1995 bei „Horizontal Radio“ Genregrenzen überschritten und die Unwegsamkeiten der damals ganz neuen Technologien und Möglichkeiten, die das Internet mit sich brachte, mit Neugierde erforscht.
In Anlehnung an die vernetzten Radiokunstprojekte der frühen 90ziger Jahre wird nicht nur im Radiocafe in Wien gefeiert, sondern auch im esc medien kunst labor in Graz, in dem artist-run-center The Western Front in Vancouver, Kanada und bei USMA Radio in San Marino. Und natürlich on air im Rahmen eines fast zweistündigen Live Ö1 Radiokunst – Kunstradios wird im Ö1 Kunstsonntag das IMAfiction Portrait #3 Heidi Grundmann, das von dem italienischen Künstler Roberto Paci Daló gestaltet wurde, gezeigt. Weiters sind Ausschnitte der ebenfalls zu Ehren von Heidi Grundmann und Robert Adrian am 16. Juni stattfindenden Veranstaltung “salon elise #3 / on site - on line - on foot “ zu hören. Die im RadioCafe anwesenden Künstler und Künstlerinnen Horst Hörtner, Rupert Huber, Elisabeth Schimana, Andrea Sodomka, Gerfried Stocker sind alle langjährige Wegbegleiter und –begleiterinnen des Ö1 Kunstradios. Gemeinsam mit den Gratulierenden an den anderen Orten wird Heidi Grundmann geehrt und ihre wichtige Pionierarbeit gewürdigt. So haben die in Graz lebendenden Musiker Josef Klammer und Seppo Gründler „Das 5. Programm“ entwickelt für das sie auf alle Radioprogramme des ORF zugreifen und daraus ein zusätzliches entwickeln. Außerdem sind Beiträge und Live Performances von Deanne Achong, Hank Bull, Peter Courtemanche, Roberto Paci Daló, Elisa Ferrari, Klaus Filip, Anna Friz, Arnold Haberl aka noid, Reni Hofmüller, Clara Oppel, Bruno Pisek, Igor Santizo, Sarah Shamash, Anna Steiden, Russell Wallace , Rebekah Wilson aka Netochka Nezvanova, Ludwig Zeininger, u.a. zu erleben.
Elisabeth Zimmermann hat jahrelang mit Heidi Grundmann eng zusammengearbeitet und ist seit 1998 Producerin der Ö1 Sendereihe Radiokunst – Kunstradio.
80/30
Eine on air – on line – on site Hommage für Heidi Grundmann:
On air: Ö1 Radiokunst – Kunstradio Spezial ab 22:00 im Ö1 Kunstsonntag, Radio Helsinki Graz, USMA Radio San Marino und zeitversetzt auf CITR FM Vancouver
On line: esc.mur.at, kunstradio.at, oe1.orf.at, usmaradio.org
On site: RadioCafe Wien, esc medien kunst labor Graz, USMA Radio San Marino und in The Western Front Vancouver.
Live aus Graz aus dem esc medien kunst labor:
Das 5. Programm (für Heidi Grundmann) von Seppo Gründler und Josef Klammer
Seppo Gründler: radios, guitar-controller, electronics
Josef Klammer: radios, drum-controller, electronics
Das „Kunstradio“ als zentraler Bestandteil des Schaffens von Heidi Grundmann war für uns als Medienmusiker gleichsam ein fünftes Program in der ORF Landschaft.
Im 5. Programm verwenden wir nur die aktuellen Livesendungen der vier österreichischen Radiosender (Ö1, Ö2, Ö3, FM4) als Klangquellen. Diese werden mit Drum- und Guitarcontrollern prozessiert und gesteuert. Resultat ist Das 5. Programm welches als binaurales Stereosignal generiert und gesendet wird.
Gleichzeitig referenziert die Arbeit auf das 1997 für das Kunstradio entstandene Stück "Four Radio“ für zwei bzw. vier Radiostationen. Hier waren Ö2 und Ö3 das Ausgangsmaterial für ein 4-Kanal Stück. Zwei verschiedene Stereomischungen wurden auf Ö1 und FM4 ausgestrahlt. Somit hatten die HörerInnen die Möglichkeit einen der beiden Sender, oder mit 2 Radiogeräten eine quadrophonische Version zu hören. Mit dem 5. Programm haben Sie nun die Möglichkeit einer räumlich akustisch augmentierten Wahrnehmung.
Sfumato von Clara Oppel
2013, Klangobjekt, Triptychon, 136 x 194 cm, Kalottenlautsprecher, Litze, MDF, 2-Kanal Audio, KULTUMdepot Graz
"Aus einem bipolaren Rauschgeflecht, weisses und rosa Rauschen, formen sich Laute und Töne die sich langsam zu Wortfragmenten bilden. Das intentionale Hören wird irritiert, da die Töne sich immer wieder im schwingenden Zwischenraum verlieren. Durch die fixierte Schallausrichtung befindet sich die RezipientIn im schwingenden Raum mit Ausblick in die leere Mitte. Dies führt unweigerlich in eine reflexive Position des Ichs." - Clara Oppel
„Sfumato“, der Titel dieses „Fensters“, dessen Flügel aus Lautsprechern bestehen, verrät die Herkunft aus der Malerei, genauer: aus der Malerei der Renaissance. Leonardo da Vincis Maltechnik erzeugte ein Vibrieren, das die konturscharfe Begrenzung unterlief. Clara Oppels künstlerische Herkunft sind die Malerei und die Skulptur. In dieser Arbeit schlägt sie einen weiten Resonanzbogen zu diesen Medien und schreibt sie mit zeitgenössischen Mitteln, die sie seit Jahren in der Tonskulptur entwickelt, weiter. Zusätzlich greift sie dezidiert auf die Form des „Triptychons“ zurück. Dessen Entstehungsort ist das Altarretabel. Das Mittelfeld aber ist hier leer. Es wird zur Projektionsfläche für die Betrachtenden. In der Renaissancemalerei wird dabei zudem das Fenster zum eröffnenden Ort des Raums für neue Dimensionen entdeckt. Mit diesem kulturgeschichtlichen Background entwickelt die Künstlerin ein Rauschgeflecht, das bipolaren Quellen entstammt: einem „weißen Rauschen“ auf dem rechten, und einem „rosa Rauschen“ auf dem linken Flügel. Allmählich formen sich Laute und Töne, die sich langsam zu Wortfragmenten bilden. Irritiert wird das intentionale Hören, weil die Töne sich immer wieder im schwingenden Zwischenraum verlieren. Durch die fixierte Schallausrichtung befindet sich die RezipientIn im schwingenden Raum mit Ausblick in die leere Mitte. Sie ist der verdichtete Ort, in dem sich das allmähliche Verstehen des gesprochenen Satzes ereignet – und der sich dadurch der Begrenzung entzieht und in die Offenheit weitet.
- MMag. Dr. Johannes Rauchenberger
Momentan ist “Sfumato” in Stift Admont in der Ausstellung SCHÖNHEIT & ANSPRUCH Admont Guests 2018 ausgestellt (siehe: https://www.stiftadmont.at/museen/ausstellungen/ausstellungen-2018)
speeches III von Max Höfler
Max Höfler beschäftigt sich in “speeches” mit den unterschiedlichsten Formen medialer An-Sprachen, arrangiert und dekonstruiert diese in seinen Hörstücken. Dieses Mal montiert er Radiogrüße und -glückwünsche zu einem literarischen Stück.
Kooperationen/Koproduktionen:
esc medien kunst labor (Graz), Radiocafe (Wien), artist-run-center The Western Front (Vancouver) und USMA Radio (San Marino)