Aus fünf Bildblöcken zu je zehn Minuten Laufzeit ist die Arbeit gebaut, verteilt auf fünf Monitore. Die Position der Kamera ist jeweils fixiert, stoisch registriert sie das Geschehen. Die fünf Tableaus sind den Elementen zugeordnet: In Griechenland blickt man aufs Wasser hinaus, in den Schweizer Bergen auf den Schwung und die Textur der Erde; in Island lässt das Feuer, das im Erdinneren lodert, die Fontänen eines Geysirs hochschießen, und in Spanien wird der Luft, die unter dem eisblauen Himmel liegt, die Ehre erwiesen. Die letzte Einstellung bezieht sich auf den Begriff Raum, der in fernöstlichen Kulturen als zusätzliches Element gilt: mit einer unwirklichen Winterszenerie in Grau und Weiß.
Zu den landscapes im Bild kommen die soundscapes des Musikers Christian Fennesz, der aus Originaltönen subtil-expressive Klanglandschaften destilliert. Auch er arbeitet im Grenzgebiet von Dokumentarismus und Verfremdung, löst Naturklänge in synthetisches Rauschen auf, in dunkel dröhnende Minimal Music. scapes and elements ist ein hochempfindliches Werk, das die Schwankungen des Tageslichts protokolliert und die Metamorphosen der dahinziehenden Wolken. Wenn sich das Licht über die Landschaft legt, verändert es die Anmutung des Geländes fundamental, wie in einer weichen Überblendung. Der Dokumentar-Strukturalist Manfred Neuwirth schärft seine Kunst durch die immense Genauigkeit seines Blicks auf die Welt, übersetzt die Vorgaben der äußeren Welt in innere Visionen. Er inszeniert, indem er auswählt, und er stellt etwas her, indem er den Dingen ihre Zeit lässt. Die sinnliche Gewissheit ist die Basis seiner Arbeit. (Stefan Grissemann)In Kooperation mit Ö1.
Mit Manfred Neuwirth würdigt die Diagonale einen der vielseitigsten österreichischen Filmkünstler der Gegenwart. Indem Neuwirth bestimmte Fragestellungen immer wieder aufgreift und vor Augen führt wie sich Haltungen und gesellschaftliche Realitäten verändern, ist er so etwas wie ein Ethnograf der eigenen Kultur. Er selbst bezeichnet sich als „Forscher, Archivar, Fotograf, Tonsucher“. Als „Bildersammler“, der das aufgezeichnete Material als eine Art Hilfsgedächtnis für sein Filmschaffen verwendet. Neben seiner Auseinandersetzung mit der österreichischen Zeitgeschichte drehte Manfred Neuwirth auch zahlreiche Reisefilme u. a. in Tibet, die die Möglichkeiten der Darstellung des Exotischen reflektieren. Anlässlich von Manfred Neuwirths 60. Geburtstag präsentiert die Diagonale eine umfassende Auswahl seiner Arbeiten von den 1970ern bis heute. Auf dem Programm stehen außerdem ein Werkstattgespräch, die Präsentation der Synema-Publikation „Manfred Neuwirth – Bilder der flüchtigen Welt“ sowie die Installation scapes and elements in der esc medien kunst labor.
Werkstattgespräch/Buchpräsentation: 21. März 2014, 13.30 Uhr, Schubertkino 2 (Eintritt frei)