URBAN CYBORGS

Laufzeit: 

01/01/2020

Öffnungszeiten: 

Allgemeine Öffnungszeiten

Dienstag - Freitag 14.00 - 19.00 Uhr und nach Vereinbarung

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Spezialprogramm Kulturjahr Graz 2020

Neben dem Aufkommen globaler urbaner Netzwerke gibt noch einen zweiten Trend, der sich innerhalb nationalstaatlicher Grenzen vollzieht. Geopolitik spielt sich immer stärker in  begrenzten urbanen Räumen ab und nicht mehr am Sitz einer Regierung.

Teilweise hat das ganz konkrete wirtschaftliche Gründe: Städte haben oftmals mehr Einfluss auf die globale  Wirtschaft als die Entscheidungen eines Staatsoberhauptes oder Finanzministers. Wir können heute schon eine Zukunft vorhersehen, in der urbane Räume wichtiger  ind als die Staaten, in  denen sie geografisch verankert sind. [Saskia Sassen]

Nicht nur, aber vor allem in diesen Städten sind digitalen Technologien Alltag geworden.  Werden sie als „Hardware“ in Form neuer Maschinen, Apparate, Fahrzeuge, Drohnen, etc.  wahrgenommen, arbeiten sie als „Software“ im Hintergrund unserer Smart Cities, Smart Homes, Sozialen Medien, etc. und beeinflussen unser Tun und Denken, ohne von uns bewusst  wahrgenommen zu werden. Wie werden wir als (Urban)Cyborgs, als hybride Kreaturen – nicht nur als Mischwesen aus Maschine und Organismus, sondern auch als Konstrukte, in denen  individuelle wie gesellschaftliche Wahrnehmungen und Projektionen, Realitäten und Fiktionen miteinander verschmelzen – unser Leben in diesen digitalisierten Städten wahrnehmen bzw.  führen und wie die Gesellschaft mitgestalten? Die Digitalisierung, mit allen Entwicklungen im Hard- und Softwarebereich, ist für den Menschen in vielen Bereichen von hohem Nutzen, sie  birgt jedoch auch erhebliche Gefahren. Politisch und ökonomisch Mächtige bedienen sich zu ihrem Vorteil z.B. der neuen computerbasierten Techniken der Überwachung und Kontrolle oder  Programme und Anwendungen, die das Konsumverhalten beeinflussen und manipulativ zur Meinungsbildung eingesetzt werden. Die Ethik der Künstlichen Intelligenz thematisiert nicht allein  ieses Problem, sie entwirft auch noch ein ganz anderes, weitaus dramatischeres Szenario und sucht nach realisierbaren Lösungen. Wenn die Möglichkeit besteht, dass sich die  verschiedenen, heute schon verfügbaren, KI-Expertensysteme, in naher oder ferner Zukunft, miteinander vernetzen und eine Art „Hyper-Intelligenz“ erzeugen, die dem Menschen nicht nur in  estimmten Gebieten überlegen ist, sondern in der Lage wäre, den Menschen zum „Sklaven“ seiner eigenen Erfindung zu machen, dann stellt sich die Frage, ob der Mensch  Gegenmaßnahmen ergreifen kann, ob es zum Beispiel informationstechnisch machbar wäre, den KI-Systemen einen Katalog (oder Dekalog) menschenfreundlicher moralischer Normen zu  implantieren. 

Das setzt voraus, dass die Menschen sich mit neuen Technologien und Strategien über den bloßen Gebrauch hinaus, mit deren gesellschaftlichen Phänomenen differenziert auseinandersetzen, um Normen bzw. Gesetze ausarbeiten zu können, die den Umgang und die Anwendung von digitalen Technologien regulieren. MedienkünstlerInnen reflektieren die  medienimmanenten (Macht-)Potenziale und experimentieren mit den neuen technischen Möglichkeiten. Monika Fleischmann, Leiterin des MARS-Exploratory Media Lab, betont die Bedeutung von Medienkunstprojekten für ihre Forschungsgruppe: „Die Mitarbeit von MedienkünstlerInnen hat sich dabei bewährt, nicht nur weil sie ExpertInnen in den verschiedenen  gestalterischen und darstellenden Künsten sind, die Technologien eine Form als Objekt, Spielzeug oder Kommunikationsdesign geben. Interessen und Kompetenzen von MedienkünstlerInnen reichen häufig weit über das Feld hinaus in technische ebenso wie in theoretische und naturwissenschaftliche Bereiche. Ihre Auseinandersetzung damit, wie Objekte oder eben neue Technologien in der Welt Gestalt annehmen, wie sie dem Menschen entgegentreten und mit welchen Bedürfnissen, Interessen und Gewohnheiten Menschen auf sie reagieren, macht MedienkünstlerInnen zu unentbehrlichen ExpertInnen bei der Erschaffung digitaler (Trans-) Formationen. Erfindungsgeist und das Gewohnte und Geschaffene immer wieder in Frage zu  stellen, sind Strategien medienkünstlerischen Arbeitens, die einen wesentlichen Beitrag zur Innovationskraft eines interdisziplinären Teams leisten können.“ Medienkunstprojekte bieten die  Möglichkeit, sich über die (ästhetische) Wahrnehmung hinaus, mit den verwendeten Technologien und Programmen auseinanderzusetzen, Fragen über deren Auswirkungen auf unsere  Gesellschaft sowie auf unser individuelles Leben zu stellen und verschiedene Facetten von Ideen, wie zum Beispiel Standpunkte einer trans-humanen Ethik (der Tiere, der Erde, des Kosmos) zu simulieren und damit uns Menschen zu einem reflektierten Umgang mit Maschinen und Systemen anregen. 

Kooperation: 

Kulturjahr 2020