Ein transluzenter und sensorischer Raumkörper fungiert als Gefäß für Klangstrukturen, die zwischen zwei vermeintlich opaken Computersystemen hin und her wandern. Das Projekt geht vom Verständnis des Raumes als fundamentale Vorbedingung aus, nicht nur im architektonischen Sinne, sondern auch für unsere Lebensumwelt. Dieser Perspektive folgend befasst sich Architektur nicht nur mit Gebäuden, die den Raum ausfüllen, sondern mit der Produktion von Raum an sich. Der physische Raum wird mit einem algorithmischen Raum verwoben, er horcht und tastet seine Umgebung ab. Algorithmischer Raum ist nicht primär das Ergebnis einer Formerzeugung sondern einer spekulativen Bewegung und der Interaktion zwischen Menschen, die Code schreiben und damit experimentieren. Die Austauschprozesse zwischen Menschen und Maschinen sichtbar und hörbar zu machen wird zu einem Mittel, diesen Raum kritisch zu artikulieren.
In dieser Installation werden der visuelle, der klingende und der algorithmische Raum entlang einer Achse in zwölf Segmente zerlegt, so dass jedes von ihnen in Kontakt mit den benachbarten Segmenten ist. Während Segmentierung oft als eine Methode zur Analyse verstanden wird—zum Beispiel in der Biologie als Zerlegung von Organismen—wird sie hier als eine Form der Synthese und Verräumlichung betrachtet, als ein hierarchieloses Nebeneinandersetzen. Im Sozialen wird Segmentarität oft als problematisch empfunden, wenn Gemeinschaften zu Enklaven werden, die von einander isoliert sind; die hier gestaltete Verräumlichung jedoch betont die gleiche Gültigkeit gegenüber der Gleichgültigkeit. Wenn die Welt auf globaler Ebene beobachtet wird, findet man vielleicht keine Allgemeingültigkeit mehr, die das Zeitgenössische kennzeichnet. Die Frage lautet dann, wie man sich neue Formen der Einsickerung vorstellen kann, die „schwache Beziehungen“ erzeugen, welche nichtsdestotrotz das Potential haben geteilte Bedeutung hervorzubringen.
In|filtration _ Ein|sickerung ist eine Kollaboration zwischen dem EU-Projekt MAST (Master Module in Art, Science and Technology) am Institut für Raumgestaltung der TU Graz, dem am Institut für Elektronische Musik und Akustik (IEM) der Kunstuniversität Graz angesiedelten FWF Projekt Algorithms that Matter (Almat) und esc medien kunst labor. Im April 2019 sind während des Workshops Algorithmic Space Studies Entwürfe von Studierenden der Universitäten Nova Gorica (SLO), Madeira (PT) und der TU-Graz für eine Rauminstallation entstanden. Aus sechs Projekten wurde der Entwurf „filtered“ von Xhylferije Kryeziu, Carolina Silveira, Feni Susic und Gaja Znidarsic ausgewählt, um nun in Weiterbearbeitung und im Maßstab 1:1 realisiert zu werden. Die visuelle Installation wird dabei mit einer neuen algorithmischen Klanginstallation von Hanns Holger Rutz und David Pirrò (Almat) verbunden. Die räumliche Umsetzung wird mit Unterstützung von Nayarí Castillo und Franziska Hederer erarbeitet. Die Sensorsteuerung wird von Richard Dank gestaltet.
Dieses interdisziplinäre Projekt ist ein Experiment, das im Rahmen der Auseinandersetzung mit den Wechselwirkungen von Kunst, Wissenschaft und Technologie stattfindet. Die Ausstellung ist Teil des Graz Kulturjahr 2020 Parcours Algorithmische Segmente.