Ich stimme zu

House of Horrors

Eröffnung: 

Samstag, 27. September 2025 - 17:00

Laufzeit: 

27/09/2025 bis 14/11/2025

Termine: 

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Die Installation Ich stimme zu macht den digitalen Fußabdruck von Smart-Home-Geräten exemplarisch anhand der Datenproduktion eines Staubsaugerroboters sichtbar.

 

Smarte Haushaltsgeräte orientieren sich, indem sie Daten über ihren Einsatzbereich sammeln. Saugroboter etwa navigieren mithilfe diverser Sensoren zur Hindernis- und Untergrunderkennung. Kameras, LIDAR-, Ultraschall- und Infrarotsensoren sammeln Daten über die direkte Umgebung; diese Daten werden dann genutzt, um Raumpläne zu erstellen und Objekte und Verunreinigungen zu erkennen. Solche Sensordaten, auch IP-Adressen, Browser- und Standortdaten werden an die Rechenzentren der Hersteller oder Serviceanbieter gesendet und verarbeitet, wo sie einerseits ausgewertet werden, um gewisse Funktionen bereitzustellen oder die eigenen Produkte weiterzuentwickeln. Andererseits werden die gesammelten Daten aber auch über die eigentlichen Services hinaus verwendet, etwa für Werbezwecke, oder sie werden sogar als Ware an Databroker weiterverkauft.

Ich stimme zu“ – ein Satz, auf den jede:r schon geklickt hat, meist ohne die damit verbundenen Nutzungs- oder Geschäftsbedingungen gelesen zu haben. Bei den zahlreichen Geräten und digitalen Services, die eine solche Zustimmung erfordern, ist das kein Wunder – heutzutage ist es kaum möglich, ein Leben ohne sie zu führen. Doch viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie viel sie infolge ihrer Zustimmung preisgeben.

 

Allgemein lässt sich sagen:

Fast jeder Anbieter digitaler Services sammelt personalisierte Daten. Obwohl gängige Marken mittlerweile auf Sicherheitsmaßnahmen wie die Verschlüsselung des Datenaustausches setzen, ist es Hacker:innen und Cyber-Sicherheits-Forscher:innen in der Vergangenheit immer wieder gelungen, Zugriff auf Daten zu erlangen oder sogar die Kontrolle über Geräte zu übernehmen.

Allerdings geht die Problematik über externe Gefahren wie Hacker:innen hinaus – auch die Hersteller selber können großes Interesse an den Daten haben. Gesammelte Bilder und Sensordaten könnten in Kombination mit dem generierten Raumplan etwa Rückschlüsse auf alle möglichen Lebensumstände der Gerätebesitzer:innen erlauben, wie Einkommen und Beziehungsstatus. Derlei persönliche Informationen könnten etwa dazu genutzt werden, das Konsumverhalten einzuschätzen und noch gezielter und manipulativer Werbung zu schalten.

Die Installation Ich stimme zu thematisiert den Datenhunger smarter Haushaltsgeräte durch die Visualisierung der Menge an Daten, die beim Betrieb eines Staubsaugerroboters entstehen.

Jedes Mal, wenn der Staubsaugerroboter Daten zum Hersteller schickt, wird der nächste Satz eines Pseudo-Vertrags generiert, der mittels Nadeldrucker auf Endlospapier ausgegeben wird. Die Papiermassen, die sich am Boden sammeln, machen sichtbar, wie viele persönliche Daten gesammelt werden.

Der generierte Text ähnelt dem einer typischen Nutzungsvereinbarung – lange, verschachtelte Sätze mit schwer verständlichen Fachbegriffen. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch klar, dass der Text nur die Anmutung von Nutzungsbedingungen imitiert, ohne jeden Sinn oder Kohärenz. Das soll weiter verdeutlichen, dass diese Texte nicht für einfache Verständlichkeit formuliert werden, sondern um möglichst gesetzeskonform zu sein, wodurch sie für die meisten Menschen undurchschaubar werden.

Zur Erstellung der Texte wurde eine Markov-Chain verwendet, die mit den echten Nutzungsbedingungen gängiger Staubsaugerroboter trainiert wurde. Dadurch spiegeln sie das Vokabular und die Satzstrukturen solcher Dokumente glaubhaft wider.

 

  • ©esc medien kunst labor-out of control-Nina Botthof-foto_MGross
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