Materia Bruta
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Surzhana Radnaeva ist eine „Slow Fashion“-Modedesignerin, die sich der Bewahrung von traditionellen Techniken widmet und zugleich zukunftsweisende Materialien in ihren Modelinien für ihre Designs anwendet. Aufgewachsen umgeben von der weiten Naturlandschaft Sibiriens ist ihr Stil von ihren kulturellen Wurzeln und einer intensiven Naturverbundenheit geprägt. Die Designerin gestaltet traditionelle Kostüme neu und passt sie an aktuelle Modetrends an. Dabei verwendet Radnaeva nicht nur traditionelle vergessene Materialien wie Kozo, Fischleder oder Amadou-Pilze, sondern auch Agar-Agar Biokunststoff oder Kombucha-Leder. Wobei sie bakterielles Färben der Materialien anwendet, um einzigartige Kreationen zu entwickeln. Darüber hinaus widmet sich Radnaeva der Erhaltung traditioneller Kleidungs- und Materialherstellungstechniken durch Anpassung und Umsetzung in unsere heutige Welt. Sie bezieht traditionelle Materialien direkt von Materialhandwerkern, unterstützt deren Arbeit und sorgt dafür, dass ihre Kunst und ihr Wissen weiter gedeihen.
Das esc medien kunst labor präsentiert zwei Kreationen aus der Linie Materia Bruta, die entstanden ist, um traditionellen Trachten und Techniken ein zeitgenössisches Gesicht zu verleihen. „Undina“ ist ein Shirt, das eine umweltfreundliche Alternative zu dem Werkstoff „Pailletten“ vorschlägt: Anstatt Kunststoff nutze die Designerin Agar-Agar, um die schillernden Pailletten für ihr Oberteil herzustellen. Die Pailletten für das "Undina"-Oberteil wurden in Zusammenarbeit mit Carolyn Raff kreiert.
In einer Ästhetik die zwischen Rüstung und Meerjungfrau changiert, spiegelt “Undina” ein Nebeneinander von Kraft und Schönheit wieder das in sich die Konzepte von Nachhaltigkeit, Naturverbundenheit und urbaner Mode vereint.
Memory of Gami ist eine Weste die aus Papier produziert wurde. Die Weste wurde produziert in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen “Moulin du Verger”, einer der letzten handwerklich tätigen Papierfabriken Frankreichs die im Speziellen Abfallprodukte der Stadt recycelt. So verwendet “Moulin du Verger” alte Taschentücher aus der Stadt und verwandelt sie in langlebiges Papier. Das Design der Weste basiert auf einem Null-Abfall-Ansatz der sicherstellt, dass während des Produktionsprozesses kein wertvolles Papier verschwendet wird. In der Ästhetik der Weste findet sich die Schönheit des Materials wieder: Im Faltenspiel des Papiers entsteht ein Spiel aus Licht und Schatten, das dem Kleidungstück eine beinahe sinnliche Tiefe und Textur verleiht.
Radnaevas Arbeit ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Slow Fashion ein mächtiges Werkzeug sein kann, um kulturelles Erbe zu bewahren, neue Technologien zum Guten einzusetzen und Nachhaltigkeit in der Modebranche zu fördern. Wie die Designerin zur Kollektion bemerkte: “In unserer modernen Welt mit ihren großen ökologischen Herausforderungen hat jeder eine Rolle zu spielen. Vor allem die Modeindustrie gilt als eine der umweltschädlichsten Industrien, was allen nachhaltigen Akteuren, einschließlich mir, eine große Verantwortung auferlegt. Die Herausforderung besteht darin, verantwortungsvoll und im Einklang mit unserer Umwelt zu handeln und sich kulturell wieder mit uns selbst und den Gemeinschaften in einer sich rasch verändernden und globalisierten Welt zu verbinden. Das Projekt befasst sich mit beiden Aspekten. Der Schwerpunkt liegt auf Biomaterialien die uns mit der Umwelt verbinden und uns in unseren Kulturen und Identitäten verankern, indem sie auf traditionellen Mustern aufbauen. Die MATERIA BRUTA Kollektion stellt den ersten hoffnungsvollen und beharrlichen Schritt hin zu tragbaren Kleidungsstücken aus verschiedenen Biomaterialien dar.