„Ars magna lucis et umbrae“ [AMLE.U]
ein Projekt von MACHFELD (Sabine Maier | Michael Mastrototaro) und Norman T. White
1935 verfasste der Philosoph Walter Benjamin im Pariser Exil den Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.“ Darin vertritt er die These, dass die Kunst und ihre Rezeption insbesondere durch die Entwicklung von Photographie und Film selbst einem Wandel unterworfen sind. Durch die Möglichkeit der massenhaften Reproduktion entsteht eine veränderte kollektive Wahrnehmung sowie eine veränderte Abbildung der Wirklichkeit. Zudem verliere das Werk seine Aura, welche durch die Kennzeichen Unnahbarkeit, Echtheit und Einmaligkeit geprägt sind.
Licht und Schatten als Korrespondent zwischen inneren und äusseren Welten, als Transportmittel für bereits in Vergessenheit geratene Technologien und als ästhetisches Mittel, den Zauber bereits vergangener Zeiten wieder heraufzubeschwören.
In einem Dialog von historischen, technischen Objekten und Licht schaffen MACHFELD (Sabine Maier | Michael Mastrototaro) in Kooperation mit dem Kanadischen Robotikpionier und Künstler Norman T. Withe ambivalente Situationen, in denen sich die Grenzen zwischen Realität und Projektion verwischen.
Mittels reduzierter Ausdrucksformen untersuchen wir das Spannungsfeld zwischen Materialisierung und Entmaterialisierung, aber auch das Verhältnis zwischen Konstanz und Flüchtigkeit. Damit werfen wir den Betrachter auf die Fragen nach der Verhältnismässigkeit der eigenen Sichtweisen zurück und stellen die Relativität der wahrnehmenden Wirklichkeit ins Zentrum unserer künstlerischen Intentionen.
Mit diesem Projekt verfolgen wir den Leitgedanken des Nouveau Réalisme der 50er Jahre des 20. Jh., deren Mitglieder sich zum Ziel gesetzt haben, den erhabenen Status der bildenden Kunst zu sprengen und – in Abkehrung zur abstrakten, informellen Kunst – die Realität des täglichen Lebens in die Kunst zu integrieren.
Werkbeschreibungen
Dia Stole, 2011
Material: Analoge Grossbilddias auf Diasec.
Grösse: 100cm x 80 cm
Obwohl alle Projektoren demselben visuellen Zweck dienen, hat doch jede dieser Apparaturen ihre Individualität, was Ausstattung, Design und Grösse betrifft.
Aus ästhetischer Sicht jedoch besitzt jede dieser Apparaturen eine individuelle „Aura“, einen Energiekörper bzw. Lichtkörper, welcher den physischen durchdringt. Diese Ausstrahlung (Aura) unterscheidet sich von Projektor zu Projektor durch Helligkeit, Farbe, Form des Lichtbildes und Struktur. Gleich dem Menschen verändert sich auch die Ausstrahlung dieser Maschinen aufgrund des Alterungsprozesses.
O.T., 2011
Fünf Super 8 Projektoren stehen im Dialog zueinander. Jede dieser Apparaturen verfügt über ein Eigenleben, welches durch einen Zufallsgenerator erweckt wird. Ein multiples Kinoerlebnis ohne vorgefertigte Bilder, ein Spiel der Lichtfelder, die den Raum mit Rhythmus und visueller Komposition erfüllt.
Ein Abenteuer des wirklichen Sehens.
Staubprojektoren, 2011 (der Staub im Rampenlicht)
Material: 2 Karusselldiaprojektoren, 160 Glasrahmen, Staub aus dem MACHFELD | Atelier
Staub war schon zu Analog-Zeiten ein Problem in der Fotografie, sei es in der Kamera, auf dem Objektiv oder im Labor. Geriet Staub in die Kamera, so konnte das unschöne Kratzer auf dem Film hinterlassen. Auf dem Objektiv führte er zu störenden Flecken, und im Labor erkannte man auf Vergrösserungen jedes Staubkorn, das in den Strahlengang des Vergrösserers geriet.
Auch in Künstlerateliers verstauben die Kunstwerke zusehens. Dies nahmen wir zum Anlass, den Staub unter die Lupe zu nehmen und in ein anderes Licht zu rücken. Mit Hilfe von Karusselldiaprojektoren wird der sich in unserem Atelier über die Jahre angesammelte Staub zum Gestalter, zum Konstrukteur und zum Künstler und zeigt seine Individualität und Schönheit.
O.T., 2011
Materialien:
Lautsprecher Box, Glühbirne, CPU- Lüfter, Staub aus dem MACHFELD | Atelier.
"O.T." ist der Fehlschlag eines Projektorbauversuchs und versteht sich als verbindendes Objekt, dessen Aufgabe es ist, über technische Entwicklungen und deren EntwicklerInnen nachzudenken.