ORF musikprotokoll 2016: All Hail Mother Internet

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Sonntag, 9. Oktober 2016 - 23:00
[esc] medien kunst labor
  • Konzert
  • Radiosendung

Was wäre ich ohne das Internet?

Eine Suche nach Identität zwischen Angst und digitaler Welt

 

Es ist müßig, sich zu fragen, ob der gewaltige technologische Fortschritt, der sich seit einigen Jahren beschleunigt und unser Leben – besonders auf dem Gebiet der Kommunikation und Verfügbarkeit von Wissen – grundlegend verändert hat, für uns 'gut' oder 'schlecht' ist; es handelt sich nicht um ein 'Projekt', das zur Abstimmung steht. Die Art und Weise jedoch, in der er sich auf unsere Zukunft auswirkt, hängt in hohem Maße von uns selbst ab.

Amin MAALOUF- Mörderische Identitäten, Suhrkamp 2000

 

Die junge tunesische Musikerin und Sängerin Deena Abdelwahed setzt sich in ihrem Projekt „All Hail Mother Internet“ mit der tunesischen Lebenswelt der „Generation Y“ intensiv auseinander.

 

Tunesien gilt als Vorreiter des sogenannten „Arabischen Frühlings“, 2015 erhielt das Land als Höhepunkt der internationalen Anerkennung den Friedensnobelpreis für sein Quartett des Nationalen Dialogs - eine Plattform zur Förderung der Demokratisierung Tunesiens. Kurz danach im Jänner 2016 zeigten Unruhen in ganz Tunesien, dass die Konflikte rund um die Arbeitslosigkeit und die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes jeder Zeit wieder aufflammen können. Dabei handelt es sich nicht zuletzt auch um Generationenkonflikte, da soziale Rechte und Perspektiven vor allem für die jungen Menschen in Tunesien fehlen.

 

Deena Abdelwahed ist Teil dieser jüngeren Generation, die mit den neuen Technologien aufgewachsen ist, sie stellt sich die Frage: Was wäre ich ohne das Internet? Auf der Suche nach einer Antwort hat sie „All Hail Mother Internet“ entwickelt. In ihrer Performance lässt sie ihre persönliche Haltung einfließen, sowie Musik und Textmaterialien, die die inneren Widersprüche der tunesischen Gesellschaft spiegeln. Auch greift sie auf Auszüge aus der tunesischen Verfassung und Zitate aus dem Buch „Mörderische Identitäten“ (Suhrkamp 2000) des französisch-libanesischen Autors Amin Maalouf zurück, die sie nebeneinander stellt. Dazu erfand sie Fernsehinterviews mit tunesischen Jugendlichen. Sie selbst spielt die ältere Moderatorin, die für deren Lebensweise wenig Verständnis hat. Gemeinsam mit arabischer Popmusik des 20. Jahrhunderts und elektronischen Sounds zeichnet Abdelwahed eine digitale Zukunft mit Hoffnung auf mehr Selbstbestimmung.

 

„All Hail Mother Internet“ wurde mit einem der beiden Radio Lab 2016 Stipendien prämiert und beim CTM Festival in Berlin Ende Jänner zum ersten Mal aufgeführt und war dann als Radiofassung im Frühling in Deutschlandradio Kultur Klangkunst zu hören. Beim ORF musikprotokoll im steirischen herbst gibt es die Möglichkeit eine Weiterentwicklung zu erleben. Als Abschluss des musikprotokoll Festivals performt die 1989 geborene Musikerin Deena Abdelwahed im Ö1 Kunstradio live aus dem esc medien kunst labor.

 

Das Radio Lab ist eine gemeinsame Initiative von Deutschlandradio Kultur, CTM Festival, Goethe Institut, ORF musikprotokoll im steirischen herbst, Ö1 Kunstradio und SOCCOS Network.

 

[Elisabeth Zimmermann]

 

Zum Projekt: 

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  • Foto: Martin Gross, © ORF musikprotokoll
  • Foto: Martin Gross, © ORF musikprotokoll
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