Kollektives Mapping
Laufzeit:
Eröffnung:
Im steirischen herbst 2012 waren die beiden Künstler*innen Julia Risler und Pablo Ares, Iconoclasistas, in Graz und haben unter dem Titel demo graz ya! ihre Methode des gemeinsamen Mappings vorgestellt. Im Vorbereitungsteam mit den Künstlerinnen Ursula Kiesling und Maki Stolberg, der Soziologin Elli Scambor, dem Zeithistoriker Leo Kühberger und der Übersetzerin Sandra Ziagos erarbeiteten sie gemeinsam mit Reni Hofmüller 4 Themen.
Im steirischen herbst 2012 waren die beiden Künstler*innen Julia Risler und Pablo Ares, Iconoclasistas, in Graz und haben unter dem Titel demo graz ya! ihre Methode des gemeinsamen Mappings vorgestellt. Im Vorbereitungsteam mit den Künstlerinnen Ursula Kiesling und Maki Stolberg, der Soziologin Elli Scambor, dem Zeithistoriker Leo Kühberger und der Übersetzerin Sandra Ziagos erarbeiteten sie gemeinsam mit Reni Hofmüller 4 Themen:
- Offener / Öffentlicher Raum. Wer nutzt ihn?
- Das Unsichtbare / Die Unsichtbaren: Gentrifizierung des Lendplatz
- Selbstorganisierte kulturelle Praktiken in der Stadt
- Wem gehört das Land? Untersuchungen zur Arbeitsweise von Gemeinschaftsgärten
Zu diesen Themen wurden Icons, also kleine Pictogramme entwickelt, die in Folge in öffentlichen Sessions mit Passant*innen und Expert*innen eingesetzt und in vorbereitete Stadtpläne eingetragen wurden. Basis der Stadtpläne waren die Openstreetmap-Daten der Stadt, die von Iconoclasistas gestaltet waren.
Die so entstandenen Stadtpläne enthalten kollektives, nicht-personalisiertes Wissen zu einem Ort und einem Thema. Durch die Verwendung von kleinen Pictogrammen ist die Auseinandersetzung spielerisch und einfach, fehlende Begriffe und Symbole können jederzeit hinzugefügt werden.
Für den öffentlichen Raum waren folgende Pictogramme vorbereitet.
Themenbereiche aufgearbeitet und in 4stündigen Sessions im Öffentlichen Raum durchgeführt. Die so entstandenen kollektiven Stadtpläne bildeten das Kernmaterial für die Ausstellung demo graz ya!, der Raum wurde so gestaltet, dass bereits während der Ausstellung neue Mappings entstanden.
Aufgrund der großen Nachfrage von unterschiedlichen Personen und Institutionen haben wir uns entschlossen, Workshops mit diesem Werkzeug und diesen Methoden 2013 fortzuführen.
Bisherige Anfragen kommen vom Institut für Zeitgenössische Kunst an der TU Graz, Frau Professor Grasenig vom Carneri-Gymnasium, G24 Veranstaltungs-und Ankündigungsplattform; die Soziologin Elli Scambor will die Methode für Forschungsprojekte einsetzen; das Team des Interkulturellen Landschaftsgartens wird die kommende Jahresplanung damit durchführen.
Praxis des Kollektiven Mappings, Iconoclasistas
Für die Teilnahme an den Workshops gibt es weder Anforderungen noch Voraussetzungen. Wir gehen davon aus, dass wir alle die Fähigkeit haben, "(uns) abzuheben", um das Territorium aus der Vogelperspektive in Augenschein zu nehmen. Auf diese Weise wird der kreative Schaffensprozess durch Gespräche und Erfahrungsberichte, Kenntnisse und Ansichten aktiviert, man wird ganz Ohr, die Sinne werden geschärft, und der Fokus der Arbeit richtet sich auf eine gemeinschaftliche Plattform. In den Workshops potenzieren sich die unterschiedlichen Formen des Erfassens und Markierens von Raum, indem sie verschiedene Erscheinungsformen von Sprache wie Symbole, Graphiken und Icons zur Verfügung stellen, die wiederum zur Kreation von Collagen, Formulierungen, Zeichnungen, Losungen anregen – zu allem, was die Entfaltung unterschiedlichster Produktionsmodi fördert, die der Diversität der kulturellen, sozialen und politischen Blickwinkel der TeilnehmerInnen am Workshop nicht die Sicht versperren, es jedoch sehr wohl erlauben, einen kollektiven Horizont zu konstruieren, von dem aus ein Denken und Handeln zum Zweck des Gemeinwohls möglich wird.
Derzeit sind 4 Mapping Sessions für 2013 geplant. (Institut für zeitgenössiche Kunst, TU Graz; Carneri-Gymnasium; Elli Scambor, Gemeinschaftsgärten)
Für jedes dieser Kartierungsthemen wird in 5 Phasen das benötigte Material erstellt und die Session durchgeführt. Die Weiterarbeit an dem jeweils spezifischen Thema obliegt in Folge dem jeweiligen Team.
- Phase 1: Klärung der Fragestellung und des Territoriums
- Phase 2: Erstentwürfe der Pictogramme und Darstellung des (geografischen) Raumes
- Phase 3: Debatte und Überarbeitung des Materials (Pictogramme, Stadtplan, Landkarte usw.)
- Phase 4: moderierte Durchführung der Mapping Session und Erstanalyse der Ergebnisse
- Phase 5: Aufarbeitung des Materials
Die Ergebnisse werden in der ESC präsentiert.
„Wir leben mit einem Begriff von Territorium, der von der unvollständigen Moderne und ihrem Vermächtnis an reinen Konzepten, die über Jahrhunderte praktisch unantastbar waren, ererbt wurde. Es ist die Nutzung des Territoriums und nicht das Territorium an sich, die es zu einem Objekt der gesellschaftlichen Analyse macht. Es handelt sich um eine Mischform, einen Hybrid, einen Begriff, der daher kontinuierlicher historischer Revision bedarf. Das Dauerhafte an ihm ist, dass er unseren Lebensentwurf abbildet. Ihn zu begreifen ist somit unumgänglich, um die Gefahr von Entfremdung abzuwenden, die Gefahr des Verlusts jeglichen Gefühls für die individuelle oder kollektive Existenz, die Gefahr der Ablehnung von Zukunft.“ Milton Santos, "O Retorno do Território"