Land hinter der Wand

Untersuchungen zur Durchlässigkeit einer gegebenen Architektur

Eröffnung: 

Freitag, 9. Mai 2014 - 18:00

Laufzeit: 

09/05/2014 bis 04/07/2014

Video: 

Tour: Land hinter der Wand

Der Grazer Stadtkern ist in dichtgeschlossenen Höfen organisiert. Im Mittelalter prägten diese stark umgrenzten Einheiten privaten Wohnens die Stadt, mit Gärten und Viehhaltung in ihren Innenhöfen. Wollte man schnell zwischen den Blöcken hindurch zur Kirche, zur großen Straße, benutzte man die engen Durchgänge, die sog. „Reichen“ (weil man durch sie auch die Löscheimer weiterreichte). Diese Durchgänge sind auf alten Stadtplänen verzeichnet. Sie  existieren immer noch, aber die meisten sind nicht mehr leicht benutzbar, man muss sie suchen und sich einschleichen. Vielfach wurden sie inzwischen verbaut und werden von Wirtschaftsbetrieben wie zB. Gastronomie besetzt. Insgesamt ist die Tendenz offensichtlich, die Räume - auch die Zwischenräume - der Innenstadt möglichst effektiv zu nutzen: Flanieren durch die Innenstadt soll vor allem Konsumieren bedeuten. So werden die Leute durch die Stadt geleitet, an Auslagen vorbei und in Geschäfte und Lokale hinein.  

IEFS Kiesling & Stolberg gehen den verschütteten, verbauten und versperrten Passagen nach. Sie suchen Durchgänge. Dabei nutzen sie nicht nur die alten „Reichen“, sie bahnen sich auch Wege durch kommerzielle und private Räume. Sie missachten und übergehen die vorgegebenen Begrenzungen, die Gitter, die Mistkübel im Weg, nutzen Dienstboteneingänge, Küchen und Hinterausgänge. Bei diesen Durchquerungen, diesen Spaziergängen finden sie sich in ganz unterschiedlichen Erlebnissituationen, die wahrgenommen, genoßen werden wollen. Sie entdecken besondere Verstecke, geheime Innenhöfe und Gärten. Die ziellose Bewegung durch die Stadt setzt der allgegenwärtigen Reglementierung der  Verbotskultur, dem Konsumgebot eigenes Handeln entgegen. Das Leben in Stadt braucht Durchlässigkeit, die Möglichkeit, frei zu entscheiden, wo man durchgehen, wo verweilen will.   

Im Raum des esc medien kunst labor markieren sie einen typischen Reichen-Durchgang und zeigen Momente ihrer Erkundungen in der Stadt. Ein auf Basis der Forschungen gezeichneter Plan wird den Stadtwanderern zur Verfügung gestellt und darf von ihnen erweitert werden. Sie sind eingeladen, ihre eigenen Wege einzuzeichnen, ihr Wissen über die Stadt teilen, die neue Stadtlandkarte zu ergänzen: Freiraum für Bewegungen durch die Stadt, als wäre sie eine Landschaft.

Expeditionen im Grazer Stadtraum, Installation im esc medien kunst labor
Materialien: Plexiglas, Papier, Stadtplan

  • Land hinter der Wand,© esc medien kunst labor
  • Land hinter der Wand, © esc medien kunst labor
  • Land hinter der Wand, © esc medien kunst labor
  • Land hinter der Wand, © esc medien kunst labor

Kooperationen/Team: 

Audio: Reni Hofmüller
Videodokumentation: Astrid Rampula
Tourismusguide: Claudia Kastner
Videoproduktion: Ing. Astrid Rampula  astrimage FILM
Schnitt: MiedlBrothers