Installationen
Ganz im Sinne der Ideen und Verheissungen des Futurismus, wähnt Marinetti noch überwiegend Positives, wenn er über die technischen Möglichkeiten körperlicher Erweiterungen und Ausweitungen schreibt. Heute sind es vor allem die medialen Inszenierungen auf den Internet-Plattformen, die im Zuge der obsessiven Optimierungsbestrebungen und permanenten (Selbst-)Vermessungen den Blick auf die Statusveränderung des Körpers zum Objekt, zum Kapital blenden.
Wir trainieren, reparieren, rehabilitieren, modellieren, verschönern und technisieren unseren Körper durch Kosmetik, Fitnessprogramme, Präparate und Medikamente, chirurgische Eingriffe, Prothesen, Implantate, Computer-Brain-Interfaces und andere technische Erweiterungen. Der Aufwand und die Ergebnisse werden dabei ständig von verschiedensten Programmen und Anwendungen erfasst, die Daten den datenverarbeitenden Industrien bereitwillig zur Verfügung gestellt. Unter deren Einfluss steigt der Druck, eigenverantwortlich in unser „Körperkapital“ zu investieren, die Nichtbefolgung wird mit Sanktionen bedacht. Die Interventionen betreffen längst auch unsere Kognition und unsere Emotion. Der Befund Michel Foucaults über das wechselseitige Verhältnis von Nützlichkeit und Gefügigkeit des Körpers in einer Politik der Zwänge erfährt heute seine Praxis als Konzernpolitik: Der menschliche Körper geht in eine Verwertungsmaschinerie ein, die ihn durchdringt, zergliedert und wieder zusammensetzt.
Wer welche Interessen verfolgt und wer aus all den schönen und neuen Möglichkeiten der Optimierung und Perfektionierung des Körpers die grössten Gewinne lukriert, sollte uns gewahr sein, wenn der Blick auf die Veränderungen unseres Körpers, unserer Gedanken und Emotionen weichgezeichnet wird durch die Filter der Faszination und erotischen Anziehung.