Der menschliche Körper dient als Angriffsfläche der Macht, um einerseits auf das Subjekt, andererseits auf die gesamte Gesellschaft zuzugreifen, konstatiert Michel Foucault. Heute sind es vor allem die großen Techkonzerne, die ihre Macht längst nicht mehr nur in ökonomischer Hinsicht ausüben und weiter ausbauen.
Zusätzlich befeuert werden die Entwicklungen aber auch von uns selbst. Nur allzu gerne zur Selbstkontrolle (Quantifing Self) bereit, trainieren, reparieren, rehabilitieren, modellieren, verschönern und technisieren wir unseren Körper. Die Selbstoptimierung wird dabei ständig von verschiedensten Programmen erfasst und die Daten den entsprechenden Industrien freiwillig und meist kritiklos zur Verfügung gestellt. Unter deren Einfluss steigt der Druck, eigenverantwortlich in unser Körperkapital zu investieren.
Die Faszination, die technische Geräte und die damit verbundenen Möglichkeiten auf uns ausüben lässt uns scheinbar kritiklos werden, sogar den Human Enhancement-Programmen grosser Konzerne gegenüber.
Nicht nur zur Zeit des Futurismus waren die Modelle des Maschinenmenschen noch mit Verheißungen und vermeintlich positiven Erwartungen verknüpft, auch am Beginn des Internets gab es die Hoffnung, biografische, kulturelle, sexuelle und soziologische Festschreibungen zu überwinden. Unterdessen wissen wir, wie sehr Normen, Vorurteile, Rassismen, Sexismen et cetera, eingeschrieben in Algorithmen, ihren Einfluss auf Körper (besonders auf den weiblichen) ausüben.
Ist es die Vision des Google-Entwicklers Ray Kurzweil, der behauptet, dass die Menschheit mit Hilfe von Biotechnologie und künstlicher Intelligenz ihre biologischen Grenzen im Jahr 2045 überwunden haben wird oder sind wir (auch) schon längst dabei unsere physische Existenz aufzugeben, wie Paul Virilio meint: werden unsere stillgelegten Körper nur mehr zu Hüllen unseres Selbst, das Sein ein ständiges Online-Sein in einem nie endenden Datenstrom?